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befindet sich in einem besonderen Gebäude. Ein öffentliches Backhaus und ein öffentliches Waschhaus sind vorhanden.

Die zum Theil mit Kandeln versehenen Ortsstraßen sind makadamisirt und befinden sich in gutem Zustand. Vizinalstraßen gehen von hier nach Trossingen, Weigheim, Thuningen, Durchhausen, Gunningen, Spaichingen und Aldingen.

Der Ort ist hinlänglich mit gutem Trinkwasser versehen, das 49 Pump- und 5 Schöpfbrunnen liefern; einige Brunnen führen schwefelhaltiges Wasser, das vom Vieh gern getrunken wird. Eine Wette besteht im Ort. Auch die Markung ist ziemlich quellenreich, über sie fließt der Schönbach, von den Leuten auch Elta genannt. Eine hölzerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke im Ort und zwei Stege außerhalb desselben führen über den Bach.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig 2 über 80 Jahre zählen, sind ein gesunder, kräftiger Menschenschlag, fleißig, ordnungsliebend und befinden sich meist in guten Vermögensverhältnissen; der Vermöglichste besitzt 100 Morgen Feld und 15 M. Wald, der Mittelmann 40 M. Feld und 5 M. Wald, die ärmere Klasse 6 M. Feld. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger etwa 300 Morgen Feld und Wald. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedarf gegenwärtig Niemand. Vor 40 Jahren waren im Ort nur einige tausend Gulden Kapitalien, jetzt etwa 150.000 Gulden.

Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, besonders Schweinemastung, von den Gewerben in Uhrenfabrikation, (3 Meister, die 15 Personen beschäftigen); es werden hauptsächlich Zuguhren gemacht und besonders nach Bayern und Norddeutschland verkauft. Mehrere Schreiner fertigen die Uhrenkästen; Battiststickerei wird ebenfalls betrieben für ausländische Fabrikanten. Auch das Korb- und Palmhut-Flechten beschäftigt viele Personen; der Absatz geht nach Württemberg und Baden. Überdies bestehen außerhalb des Orts eine Ziegelei mit sehr gutem Erfolg, dann im Ort 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und 3 Kramläden.

Die nicht große ziemlich ebene Markung hat meistens einen mittelfruchtbaren, zum größten Theil schweren und naßkalten Boden, der aus den Zersetzungen des schwarzen und braunen Jura und aus Lehm besteht.

Es bestehen zwei Torfstiche, einer in der Richtung gegen Thuningen, der andere bessere in der Richtung gegen Weigheim;

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)