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jährlich verpachtet; von dieser Summe bezieht Freiherr v. Widerhold ein Fünftel. Waldungen besitzt die Gemeinde keine.

Die Pferdezucht ist nicht von Bedeutung die Rindviehzucht aber in gutem Zustand, man züchtet eine Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace und hat zwei Farren von derselben Race aufgestellt. Für die Haltung der Farren empfängt ein Ortsbürger 124 Gulden jährlich. Mit Vieh wird einiger Handel getrieben.

Die Schweinezucht (halbenglische Race) ist von Bedeutung und erlaubt nicht nur einen namhaften Verkauf von Ferkeln, sondern auch von gemästeten Schweinen.

Die Fischerei im Faulenbach ist ganz unbedeutend, das Fischrecht hat der Freiherr von Widerhold.

Die Bienenzucht wird mit Glück betrieben und ist im Zunehmen begriffen. Wachs und Honig kommt nach außen zum Verkauf.

An öffentlichen Stiftungen ist laut Stiftungsrechnung von 1873/74 ein Kapital von 6327 Gulden 28 kr. vorhanden, dessen Zinsen zur Unterstützung von Ortsarmen verwendet werden.

Von Spuren aus der Vorzeit nennen wir: auf der zwischen Lupbühl und Bulzingen gelegenen Flur „im alten Garten“ stieß man schon auf Gebäudereste, auch führt die „alte Straße“ (Römerstraße) hier vorüber. Eine weitere Römerstraße führte auf der Höhe von Böttingen (O.-A. Spaichingen) her, am Rußberg vorüber und weiter, „in alten Wegen“ genannt, nach Tuttlingen. Eine Stunde östlich vom Ort stand die Burg Alt-Rietheim, von der noch wenige Mauerreste, Graben etc. sichtbar sind; sie ist Eigenthum des Freiherrn v. Widerhold, liegt jedoch schon auf Mühlheimer Markung. Auf dem Rühberg, westlich von Kehlen, stand ein Gebäude, von dem man noch Mauerreste findet. (Über die Bräunlisburg s. u.)

Zu der Gemeinde gehören:

b. Bulzingen. Ein ansehnlicher, in einer Bergbucht wohl geschützt gelegener Weiler, 1/4 Stunde westlich vom Mutterort.

c. Heuchen. Ein unweit des Mutterorts, nordwestlich von demselben, gelegener Hof.

d. Höfle. Der Weiler liegt freundlich, ganz nahe nordöstlich von Rietheim.

e. Kehlen, Hof, 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort am Fuße des Zundelbergs gelegen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0421.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)