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zerstreut auf der Markung und werden verpachtet; die Waldungen bewirthschaftet der freiherrliche Verwalter. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger etwa 80 Morgen. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegen 20 Personen.

Die mittelgroße Gemeindemarkung ist mit Ausnahme der steilen Abhänge gegen das Faulenbachthal ziemlich eben, hat einen mäßig fruchtbaren, etwas leichten und hitzigen Boden, der größtentheils aus den Zersetzungen des weißen, zum Theil auch des braunen Jura und in den Thalebenen aus fruchtbaren Diluvial- und Alluvial-Gebilden besteht. Einige Steinbrüche im weißen Jura, mehrere Lehmgruben und eine stark benützte Kiesgrube sind vorhanden.

Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau von Obst und Gartengewächsen, Frühlingsfröste und kalte Nebel sind häufig, Hagelschlag kam seit 20 Jahren zwei Mal vor.

Die Landwirthschaft wird gut und fleißig betrieben und der Boden, neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, auch noch mit Gips, Asche und Kompost zu verbessern gesucht. Im Gebrauch sind Wendepflüge, eiserne Eggen und Walzen. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen besonders Dinkel, Haber und Gerste, ferner Kartoffeln, dreiblätteriger Klee, Esparsette, Wickenfutter, Flachs und Hanf; beide letztere werden nur selten verkauft. Von den Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf etwa 300 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Gerste, 150 Scheffel Haber nach außen, größtentheils auf der Tuttlinger Schranne, abgesetzt werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert theils mittelmäßiges, theils gutes Futter, das jedoch für den nöthigen Viehstand nicht zureicht, deshalb muß noch Futter von außen bezogen und auch mit Futtersurrogaten nachgeholfen werden. Gartenbau besteht nur für den eigenen Bedarf.

Die mittelmäßige Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Fleinern, Jakobiäpfeln, Wadelbirnen, Wasserbirnen, Heubirnen und Zwetschgen. Der Obstertrag wird meist gemostet oder gedörrt und nur in ganz günstigen Jahren kann ein kleiner Theil nach außen verkauft werden. Eine Gemeindebaumschule und ein besonderer Baumwart für die Obstpflege besteht.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der 200 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen läßt, um 300 M.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0420.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)