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Rietheim
mit Eisenbahnstation.


Gemeinde III. Kl. mit 709 Einw., worunter 29 Kath. a. Rietheim, Pfarrdorf, 342 Einw., b. Bulzingen, Weiler, 74 Einw., c. Heuchen, Hof, 12 Einw., d. Höfle, Weiler, 56 Einw., e. Kehlen, Hof, 12 Einw., f. Lupbühl, Weiler, 39 Einw., g. Mühle, Haus, 5 Einw., h. Rußberg, Weiler, 143 Einw., i. Schmidten, Weiler, 26 Einw. Evang. Pfarrei, die Kath. sind nach Weilheim eingepfarrt. 2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

In dem anmuthigen, weit geöffneten Faulenbachthal, das auf beiden Seiten von hochaufsteigenden, steilen Waldgehängen begrenzt wird, liegt, umgürtet von Baumgärten, auf der rechten Seite des Faulenbachs, der nicht große, jedoch freundliche und reinliche Ort, an dessen gut unterhaltenen Straßen die meist weiß getünchten, mittelgroßen, ziegelbedachten Bauernwohnungen ziemlich weitläufig hingebaut sind.

Am südlichen Ende des Orts erhebt sich das dem Freiherrn von Widerhold gehörige Schloß, ein ansehnliches, dreistockiges in schönem, modernem Stil errichtetes Gebäude nebst stattlichem Meiereihaus und Ökonomiegebäuden. Das Schloß liegt sehr angenehm im großen von einem Tannenhag umgebenen Garten zwischen üppigen Gruppen von Waldbäumen und Linden, steht auf einem Rost und war mit einem Wassergraben umgeben.

Die im Jahre 1835 vom Staat in höchst einfachem Stil erbaute Kirche hat einen alten Thurm mit stumpfem, vierseitigem Zeltdach, und einem räthselhaften, wahrscheinlich frühromanischen Steinbild (roh gearbeitetes Flachrelief eines Mannes) an der Südseite. Das ebenfalls einfach gehaltene Innere enthält das Bild Martin Luthers und ein kleines altes Kruzifix. Außen an der Westseite der Kirche sind zwei Grabdenkmale angebracht: Der Frau Anna Justina, gebohrne Widerholdin von Weydenhoven, geboren zu Hohentwiel den 9. April Anno 1647, † zu Riedheim 28. Dec. 1710 und des Friderich Maximilian Alexander Widerhold von weidenhoffen, † 13. April 1772.

Im Frühjahr 1878 wurde an der östlichen Langseite der Kirche durch den Freiherrn Karl Friedrich Kuno v. Wiederhold ein Denkstein angebracht: Seinem Großvater Ludwig Carl Dietrich von Wiederhold, geb. 23. Dez. 1715, gest. 15. März 1800, begr. zu Rietheim, und seinem Vater Friedrich Carl Eberhard von Wiederhold, geb. zu Rietheim 9. März 1783, geblieben im Felde 12. Mai 1809.[ER 1]

Von den zwei Glocken auf dem Thurm hat die größere die Umschrift in altgothischen Majuskeln: lucas. marcus. matheus. iohannes. o rex glorie criste veni cum pace. Die andere


Berichtigungen und Nachträge

  1. Absatz eingefügt nach Berichtigungen und Nachträge
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0418.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)