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Der ansehnliche Ort hat gut unterhaltene, mit Kandeln versehene Straßen, an denen die meist stattlichen, weiß oder gelb getünchten, ziegelbedachten Bauernhäuser etwas weitläufig hingebaut sind. Schöne Obstbaumgärten umsäumen den Ort und drängen sich überdies in die zwischen den Gebäuden frei gelassenen Räume; auch stehen auf einem freien Platze 3 schönwüchsige Linden und einzelne Pappeln ragen zwischen den Häusern hervor und dienen diesem Wohlhabenheit verrathenden Dorf als besondere Zierde.

Das im Jahr 1811 erbaute Schulhaus befindet sich in gutem Zustande und enthält außer einem Lehrzimmer auch die Wohnung des Schulmeisters. Das Rathhaus wurde 1848 erbaut, auch sind ein öffentliches Backhaus, ein Waschhaus und ein Armenhaus vorhanden. Mittelst der Vizinalstraßen nach Durchhausen und Seitingen ist dem Ort der Verkehr mit der Umgegend gesichert. Über die Elta und den Mühlbach sind 6 Brücken und 2 hölzerne Stege angelegt, deren Unterhaltung der Gemeinde zusteht.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 9 laufende und 5 Pumpbrunnen; überdies fließt der Mühlbach durch das Dorf und die Elta zunächst an demselben vorüber. Auch die Markung ist sehr reich an Quellen, von denen wir die auf den Fluren „Weil“, „Wurzgarten“ und „im oberen Loch“ als die bedeutendsten nennen.

Die im allgemeinen fleißigen und wohlgeordneten Einwohner sind hübsche, hochgewachsene, kräftige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, während die Gewerbe meist nur für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse getrieben werden; von ihnen sind die Schuster, welche viel nach Tuttlingen arbeiten, am stärksten vertreten. Überdies sind vorhanden: eine mit gutem Erfolg betriebene Ziegelei, eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Hanfreibe und einer Säge, drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und 3 Kramläden. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den bessern des Bezirks, indem die vermöglichste Klasse 60 Morgen, die mittlere 30 Morgen und die minderbemittelte 1–2 Morgen Grundeigenthum besitzt. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedarf gegenwärtig Niemand.

Die mittelgroße Markung hat, so weit sie für den Feldbau benützt wird, eine flachwellige, zum Theil etwas hügelige Lage, dagegen ist der übrige sehr bergige Theil der Markung mit Wald

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0409.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)