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Schulmeister angenommen und mit einer Besoldung versehen (Diak. Schmid Msc.). 1543 hatte H. Ulrich beim Kaiser über Eintrag zu Neuhausen von Seiten des nellenburgischen Landvogts zu Stockach zu klagen, bekam aber keine Antwort darauf. 1550–67 fanden Unterhandlungen zwischen dem Kollator der Pfarrei Neuhausen und Österreich als Territorialherrn über den Bau der Kirche und Besetzung der Pfarrei statt. Österreich verlangte Entfernung der ev. Prädikanten aus Neuhausen. (St.-Arch.)

In Kriegszeiten hatte Neuhausen, an einer uralten wichtigen Heerstraße gelegen, immer viel zu leiden. 4. Dez. 1632 wird es Morgens vor Tag vom Kommandanten von Überlingen überfallen, alles geraubt, 2 Bürger getödtet, Pfarrer Rottner verwundet und fast nackt bei grimmiger Kälte fortgeschleppt und so lange gefangen gehalten, bis die Schaffhauser durch eine Kollekte 700 Gulden Lösegeld für ihn zusammenbringen; der Ort selbst wird bis auf die Kirche und 3 Häuser abgebrannt, die Einwohner ziehen nach Tuttlingen (Schmid). Anfangs Okt. 1633 standen Bernhard v. Weimar und Feldmarschall Horn einer-, Aldringen und Feria andererseits bei Neuhausen einander gegenüber (s. Tuttlingen). Von diesem Jahre bis 1638 waren die Einwohner flüchtig, zerstreut und ganz ohne Seelsorge, und 1638–1657 war die Pfarrei Neuhausen ein Filial von Tuttlingen (Köhler). Nov. 1643 zog die kaiserliche und bairische Armee zu dem Überfall von Tuttlingen über Neuhausen. 20. März 1646 führten die Kriegsvölker viele Leute aus Neuhausen und Wurmlingen gefangen weg (Gaisser). Ähnliche Lasten trafen das Dorf in den Kriegen des 18. Jahrh. 17. Sept. 1702 kamen 400 Baiern vom Corps des Gr. Arco, 8. Mai 1704 der österr. Feldmarschall v. Thüngen, den schon am 11. wieder die Baiern ablösten. 24. März 1799, am Tage vor der Schlacht bei Stockach, fanden hier schon Gefechte zwischen Österreichern und Franzosen statt, und die Schlacht selber berührte einen Theil des Neuhauser Gebiets. Ebenso fand hier 5. Mai 1800 ein Gefecht zwischen Truppen des Generals Ney und denen des Erzherzogs Ferdinand von Österreich statt. 20.–21. Juli Nachts zerstörte ein Brand 38 Gebäude, wobei ein Mann in den Flammen umkam.

Bei Neuhausen lagen die 2 abgegangenen Orte: Ödenstetten, „einst ein ziemlich großer Ort, dessen Güter jetzt zu Neuhausen gehören“ (Landb. v. 1623), und Tanningen, „wovon

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0406.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)