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nicht der Mangel an gutem Wasser, das rauhe Klima und nicht hinreichendes Futter derselben hinderlich wären; man hält Land-, Allgäuer- und Montafoner Race gekreuzt mit Simmenthalerrace und hat zur Nachzucht einen Simmenthaler- und drei Landfarren aufgestellt. Der Handel mit Vieh, namentlich mit Zugvieh, in das Hegau und in die Schweiz ist nicht unbedeutend.

Die Schafzucht betreibt gegenwärtig ein Ortsbürger, der 300 Stücke, vorzugsweise feine und grobe Bastardhämmel, auf der Markung laufen läßt und sie theils im Ort selbst, theils auswärts überwintert. Der Verkauf der Wolle geht an Tuttlinger Wollarbeiter oder an Fabrikanten. Der Abstoß der Schafe findet nach Frankreich statt.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden viele Ferkel eingeführt und für den eigenen Bedarf und, mit namhaftem Erlös, zum Verkauf aufgemästet.

Von Anstalten für den Unterricht nennen wir: zwei Volksschulen, zwei Sonntagsschulen, eine Winterabendschule und eine Nähschule.

An Geldstiftungen von 17 Privaten sind 623 fl. vorhanden, deren Zinsen nach dem Willen der Stifter theils zur Unterstützung der Ortsarmen, theils zu Schulzwecken verwendet werden.

Was die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so nennen wir in erster Linie die Reste römischer Heerstraßen und zwar: eine römische Straße lief von Tuttlingen her nach Wehnstetten und weiter als „Hochsträß“ nach Neuhausen und von da über Worndorf nach Mößkirch; von ihr ging bei Wehnstetten eine römische Straße, ebenfalls unter der Benennung „Hochsträß“, ab nach Liptingen. Außer diesen lief ein Römerweg unter dem Namen „Wallfahrterweg“ von Liptingen her, 1/4 Stunde westlich an Neuhausen vorüber, über die Fluren Hohloh und Halldorf nach Mühlheim, von diesen Straßen ist theilweise die ehemalige Pflasterung noch sichtbar.

Altgermanische Grabhügel finden sich in ziemlicher Anzahl auf den „Hexenwiesen“, 1/2 Stunde östlich vom Ort, zwischen dem Schafhaus und der Ziegelhütte; aus Anlaß eines Chausseebaues wurde einer derselben geöffnet und ein irdenes Gefäß darin gefunden. Ganz nahe den Grabhügeln sieht man noch den Rest einer etwa 50 Schritte langen Schanze.

Stellen abgegangener Wohnorte finden sich auf den Fluren „Ödenstetten“ südöstlich und „Taningen“ östlich von Neuhausen. Auch auf den Distrikten Weil (letzteres ohne Zweifel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)