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Special Superattendens und Pfarrer zu Tuttlingen. Auf der anderen Glocke steht: Gegossen von Christian Adam Kurz in Reutlingen. 1818. Laut Notiz im Kirchenbuch vom Jahre 1677 ist die frühere Kirche um Jakobi 1549 abgebrannt; wann die gegenwärtige erbaut wurde, ist unbekannt; sie ist von der Ortskirchenstiftung zu unterhalten.

Der Begräbnisplatz wurde im Jahre 1834 außerhalb des Ortes angelegt.

Das Pfarrhaus, welches samt dem Dorfe im Jahre 1632 niedergebrennt worden ist, wurde erst nach dem Westfälischen Frieden wieder aufgebaut, der Bauschilling von der Verwaltung des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen vorgeschossen und aus dem Zehentertrag wieder ersetzt. Gegenwärtig wird das Pfarrhaus aus dem Pfarreinkommen unterhalten; das Haus ist in ländlichem Stil erbaut und hat über dem Eingang das Schaffhauser Wappen in Stein ausgehauen und mit der Jahreszahl 1624. Drei schöne Lindenbäume beschatten es.

Das ziemlich ansehnliche, gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen der beiden an der Schule unterrichtenden Schulmeister, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath; außer demselben gehören noch der Gemeinde zwei öffentliche Waschhäuser und ein Backhaus. Eine Postablage besteht im Ort.

Mit Trinkwasser ist der Ort nicht gehörig versehen und beinahe alle Jahre entsteht Wassermangel, so daß im letzteren Fall der Trinkwasserbedarf von den über 1/2 Stunde entfernten Distrikten Ödenstetten und Harras bezogen werden muß. Gewöhnlich liefern das Trinkwasser, welches indessen nicht gut ist, 2 Pumpbrunnen und 38 Zieh- und Schöpfbrunnen, überdies bestehen 7 offene und 11 bedeckte Cisternen. Die Markung ist überhaupt arm an Quellen und außer den schon angeführten ist nur noch der Gerhardsbrunnen zu nennen.

Die im allgemeinen geordneten Einwohner sind mehr schwächlich als kräftig und die Kindersterblichkeit ist ziemlich beträchtlich; 80 Jahre und darüber zählen gegenwärtig 4 Personen. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; von den Gewerben, die sich meist nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken, sind die auch nach außen arbeitenden Schuster und Nagelschmiede am stärksten vertreten. Von Bedeutung ist die seit dem vorigen Jahrhundert eingeführte Musselinstickerei als Handarbeit neben einer bis jetzt vorhandenen Maschine; der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)