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5. Mai 1525 hatte Truchseß Georg sein Feldlager bei Mühlheim.

Merkwürdig sind die Schicksale Mühlheims im 30jährigen Krieg, zumal darüber noch Aufzeichnungen eines Zeitgenossen, des Hufschmieds Bartholomäus Kindler, dessen Angaben in militärischer Beziehung freilich von denen der andern gleichzeitigen Quellen, besonders des Theatrum Europaeum, vielfach abweichen (vgl. v. Martens), vorhanden sind (Wieser, Welschenberg). Nachdem schon 1610 auch in Mühlheim ein Sterben unter Mensch und Vieh gewesen, brach das Kriegsverderben mit dem Jahr 1628 herein. In diesem Jahre waren es noch 96 Bürger, welche bis 1632 von den Kaiserlichen Unendliches zu erdulden hatten. 22. Juni 1632 kamen die Schweden mit 1000 Reitern. Alles floh, die Enzberg nach Rottweil; der Bürgermeister Huber wurde erstochen. Am 14. September erschien der schwedische Oberst Farbos und blieb mit seinem Regimente acht Wochen. Beuron, Meßkirch und andere Orte wurden verbrannt. 2. Februar 1633 kam er zum zweitenmale und acht Tage darauf der Oberst Scandander mit seinem Regiment; einige Schwadronen wurden nach Nendingen und Fridingen verlegt. 21. Februar fiel völlig unerwartet der kaiserliche Oberst Goß mit 4000 Reitern über sie her und richtete ein solches Blutbad in Mühlheim an, daß ein Blutstrom bis in die Donau hinabfloß und das Wasser am rechten Ufer roth färbte. 300 schwedische Leichen wurden beim unteren Schloßgarten begraben. Auch die zu Nendingen und Fridingen wurden geschlagen. Einige Zeit später kam der französische Oberstlieutenant Schlosser mit 100 Reitern, der sogleich 8000 Gulden Kontribution verlangte. Von hier ging er nach Villingen, kam aber von da nach Aufhebung der Belagerung wieder zurück.

Auch wollte von da aus das schwedische Regiment Jastellinz und das württembergische Regiment Degenfeld am 17. August (alten Stils) sich hier niederlassen, was aber durch den kaiserlichen Feldmarschall Schäffenberg, der mit etwa 5000 Mann, meist Reitern, zu Meßkirch stand, vereitelt wurde. Schäffenberg legte den beiden Regimentern einen Hinterhalt in den Waldungen rechts der Donau und schlug sie mit Verlust von 200 Mann bei Stetten in die Flucht. Schlosser und die 500 Franzosen in Mühlheim entkamen. Es waren jetzt nur noch 10 Bürger in Mühlheim. Die Leute hielten sich meist in Wäldern und Höhlen auf. Die Mißhandlungen waren einmal

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0386.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)