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Rottweil gegossen. Der Friedhof ist mit schönen Schmiedeisenkreuzen und hübschen Steindenkmälern geziert.

Das im südlichen Theile des Orts erhöht gelegene, mit einem schönen Garten umgebene Pfarrhaus wurde im Jahre 1829 erbaut und ist, wie die Kirche, von der Stiftung zu unterhalten. Früher war das jetzige Gasthaus zum Hirsch die Wohnung des Ortsgeistlichen. Das 1815 erbaute Schulhaus enthält nur ein Lehrzimmer und die Gelasse des Gemeinderaths; der allein an der Schule unterrichtende Lehrer wohnt in seinem eigenen Hause. Auf dem Schloßbühl stand ganz nahe am Ort ein Schloß, das jedoch spurlos verschwunden ist. Auch soll südlich am Ort ein Klösterlein gestanden sein.

Gutes Trinkwasser liefern im Überfluß fünf laufende Brunnen, von denen der von „Bieren“ herabgeleitete sogar ausgezeichnetes Wasser reichlich spendet. Der klare Mühlbach fließt durch den Ort; überdies sind für das Vieh und auf den Fall der Feuersgefahr zwei eingefriedigte und bedeckte große Wasserbehälter im Dorf vorhanden.

Über den Mühlbach sind innerhalb des Orts zwei hölzerne und zwei steinerne Brücken angelegt, die von der Gemeinde unterhalten werden müssen.

Mittelst Vizinalstraßen nach Schwenningen, Thuningen, Weigheim und Hochemmingen ist dem Ort sein Verkehr mit der Umgegend gesichert.

Die im allgemeinen geordneten und fleißigen Einwohner sind ein gesunder wohlgebauter Menschenschlag, indessen befindet sich gegenwärtig Niemand im Ort, der über 75 Jahre alt wäre. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren, indem der vermöglichste Ortsbürger 68 Morgen, worunter 7–8 Morgen Wald, der sogenannte Mittelmann 25 Morgen und die minder bemittelte Klasse 11/2 Morgen Grundeigenthum besitzt. Die Erwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Obstbau; die Gewerbe beschränken sich auf eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Gipsmühle mit Ölgang, drei Schildwirthschaften, zwei Spezereihandlungen und auf die nöthigsten Handwerker, von denen die Schreiner und Zimmerleute auch nach außen arbeiten.

Die mittelgroße Markung hat mit Ausnahme der ziemlich steilen Thalgehänge gegen den Störzengrabenbach und den Neckar eine ebene, theilweise hügelige Lage und einen meist fruchtbaren, an manchen Stellen sehr fruchtbaren Boden, der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)