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angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger Güterstücke und zwar auf Bärenthaler 5 M., auf Fridinger 10, auf Mühlheimer 9 und auf Böttinger 4 Morgen (letztere Wald).

Die große, mit Ausnahme der Steilabhänge gegen einige Thäler, ebene und nur im östlichen Theile hügelige Markung hat einen mittelfruchtbaren, kalkreichen, theilweise steinigen Boden, der in mehr oder minderer Tiefe von dem weißen Jura unterlagert wird. In den vorhandenen Steinbrüchen (Plattenkalk) werden die bekannten, sehr gesuchten Kolbinger-Platten mit ansehnlichem Nutzen abgebaut und in der Umgegend abgesetzt; im Jahr 1874 wurden etwa 4000 fl. für Platten erlöst. Zwei Lehmgruben sind vorhanden und früher wurde auf den Distrikten „im Gries, im Öschle und am Schönenberg“ Eisenerz gegraben.

Mehrere, jedoch nicht bedeutende Höhlen kommen vor, wie der hohle Felsen im Altholz, das Steigeleloch, das Eulenloch im Schrot, das Härdtleloch etc.; namhafte Erdfälle (trichterförmige Einsenkungen) sind das Sauloch, die Hülbe und das Hummelsloch. Ferner am Abhang des Waldes „Einschlag“ eine Höhle „der hohle Felsen“, mit großem Eingang, dieselbe zieht anfangs bergab, steigt dann gegen 12′ aufwärts; ihre Höhe beträgt etwa 15, die Breite 20 Fuß, die ganze Länge 150 Schritte.

Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh, windig, jedoch etwas milder als in dem nördlicher gelegenen Theil desselben, so daß das Obst noch ziemlich gerne gedeiht, dagegen bleiben Bohnen und Gurken klein. Hagelschlag kommt häufig vor.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist im allgemeinen befriedigend; einer ausgedehnteren Landwirthschaft stehen im Wege der Mangel an Feldwegen, an hinreichendem Futter und Dünger; zur theilweisen Ersetzung des letzteren wird Gips, Asche, zuweilen auch Kompost, angewendet. Indessen lassen die Düngerstätten noch zu wünschen übrig. Die üblichen Pflüge sind die Brabanter- und am häufigsten die Wendepflüge. Eiserne Eggen, Walzen, 2 Dreschmaschinen und 4 Futterschneidmaschinen sind vorhanden.

Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Roggen und in neuerer Zeit auch Weizen; ferner Linsen, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette), Reps, Hanf, wenig Flachs und Mohn. Am besten gedeihen Kartoffeln und Haber.

Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 900 Scheff. Dinkel, 1500 Scheffel Haber und 3–400 Simri Reps nach außen, hauptsächlich nach Tuttlingen, verkauft werden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)