Seite:OberamtTuttlingen0352.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kolbingen,
Gemeinde III. Kl. mit Ziegelhütte, 692 Einw., wovon 2 Evang. und 1 Israelit. Kath. Pfarrei, die Ev. sind nach Tuttlingen eingepfarrt. 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Der ansehnliche, mit breiten, gut unterhaltenen Straßen versehene Ort hat eine freie hohe Lage auf dem etwas mildern, sich der Donau zuneigenden Heuberg und erlaubt an vielen Stellen, namentlich bei der Kapellenlinde, eine herrliche Aussicht an die schneebedeckten Schweizeralpen, während man auf dem „Wachtfelsen“ und dem „breiten Stein“ reizende Blicke in das nahe Donau-Thal genießt. Die ziemlich gedrängt stehenden Gebäude, unter denen mehrere stattliche Bauernhäuser, sind meist weiß getüncht, mit Ziegelplatten gedeckt und gruppiren sich mäßig zerstreut, zum Theil von Obstbäumen beschattet, um eine große Hüle.

Die am südlichen Ortsende gelegene, dem h. Sixtus geweihte Kirche wurde in den Jahren 1835–36 in einfachem Rundbogenstil erbaut; dagegen ist der im Westen stehende Thurm noch alt, wird gegen oben achteckig und endigt in ein ziemlich niedriges Zeltdach. Das wohlgehaltene Innere der Kirche enthält drei schöne neugothische Altäre aus der Werkstatt von Meintel in Horb und an der Nordwand des vieleckig schließenden Chores den oberen Theil eines gothischen Sakramenthäuschens mit dem Wappen der von Laubenberg.

Von den drei Glocken trägt die größte die Umschrift: Gegossen von Karl Blersch in Überlingen. 1842. Sit nomen domini benedictum.

Die zweite in sehr alten gothischen Majuskeln: Sanctus. lucas. marcus. matheus. iohannes. XPC (Christos) vincit. XPC regnat. XPC imperat.

Auf der kleinsten Glocke liest man: Jo. Benjamin Grieninger hat mich gegossen in Villingen. Anno 1760. Et verbum carne factum est.

Der ummauerte im Jahre 1875 erweiterte Friedhof geht um die Kirche und ist mit vielen gutgearbeiteten Schmiedeisenkreuzen geziert.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)