Seite:OberamtTuttlingen0347.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Auf fremden Markungen haben hiesige Ortsbürger 6–8 Morgen Wiesen (im Bärenthal) und einige Morgen Wald.

Unterstützung von Seiten der Gemeinde beziehen gegenwärtig drei Personen.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; ferner in Gewerben, die sich aber auf die nöthigsten Handwerke beschränken; überdies bestehen eine Ölmühle, zwei Schildwirthschaften und drei Kramläden; ein Strohflechter arbeitet für auswärts (Württemberg und Baden). Die große Markung bildet, mit Ausnahme der Steilgehänge gegen das Donauthal, eine hügelige Hochebene und hat einen mittelfruchtbaren, sehr steinigen Boden, der aus den Zersetzungen des weißen Jura besteht. Eine Lehmgrube ist vorhanden. Das Klima ist rauh und windig, Frühlingsfröste sind häufig, Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt Gips und Asche in Anwendung; an den Dunglegen dürfte noch Vieles verbessert werden. Der Brabanter Pflug ist vorherrschend, auch trifft man noch einzelne Wendepflüge (sogenannte Triller), dann einzelne eiserne Eggen, viele Walzen und zwei Dreschmaschinen.

Man baut hauptsächlich Dinkel, Gerste, Haber, auch Gerste mit Linsen vermischt, oder Dinkel mit Roggen gemischt; von Brachgewächsen Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Futterwicken), Hanf und Sommerreps; letzterer wird viel gebaut, so daß in guten Jahren 1000 Simri nach außen verkauft werden können; ferner an Dinkel etwa 1000 Scheffel, an Gerste 125, Haber 900 Scheffel; sie gehen größtentheils auf die Schranne in Tuttlingen.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futtererzeugnis jedoch mittelmäßig, wiewohl nicht sauer. Nur 7–10 Morgen sind zweimähdig, die meisten (etwa 700 Morgen) sind einmähdige Holzwiesen. Futter wird keines verkauft, aber auch wenig von außen zugekauft.

Die Obstzucht ist nicht ausgedehnt, im Zunehmen begriffen, man zieht rauhe Mostsorten und Zwetschgen. Eine Gemeindebaumschule, woraus die Jungstämme bezogen werden, und ein Baumwart sind vorhanden; was nicht grün verspeist wird, wird gemostet, Mostobst noch zugekauft.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)