Seite:OberamtTuttlingen0346.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der ummauerte Begräbnisplatz liegt erhöht südlich am Ort, besitzt schöne Steindenkmäler und hübsche Schmiedeisenkreuze und umschließt die alte, auch dem heil. Petrus geweihte Pfarrkirche; sie stammt im Schiff noch aus alter Zeit, hat gothische Spitzbogenfenster, der vieleckig schließende Chor scheint neuer zu sein, in seinem Mörtelverputz ist die Jahreszahl 1737 eingeritzt. Der an der Nordseite des Chores stehende Thurm schließt mit einem Zwiebeldach und enthält zwei Glocken, mit den Jahreszahlen 1630 und 1680. Die drei Altäre sind im Zopfstil gehalten; auf dem Hochaltar befindet sich eine schöne lebensgroße gothische Pieta (Maria mit dem Leichnam des Herrn). Das im Jahr 1814 ganz neu erbaute Pfarrhaus ist vom Staat zu unterhalten.

Das Schul- und Rathhaus, erbaut im Jahre 1835, enthält außer den Raths- und Schulgelassen auch die Lehrerwohnung.

Ein öffentliches Backhaus und zwei öffentliche Waschhäuser bestehen; außerdem ist im Gemeindebesitz eine Scheune mit zwei Schafställen (die ehemalige Zehntscheuer), und eine Remise zur Aufbewahrung von Pferchgeräthschaften.

Der Ort hat gesundes und gutes Trinkwasser; in trockenen Jahrgängen entsteht jedoch Wassermangel und es muß dann das Wasser 3/4 Stunden weit aus dem Donauthal geholt werden. Die Markung ist quellenarm; es fließen nur zwei auf derselben, eine in der Nähe der alten Pfarrkirche, die andere, sehr starke, im Donauthal bei St. Maurus, „Schmittenbrunnen“ genannt; letztere Quelle führt vorzügliches, von Kranken sehr geschätztes Trinkwasser.

Es bestehen im Ort zwei öffentliche Pumpbrunnen mit Quellwasser und 26 Privatbrunnen (Dachbrunnen). Auch sind drei sogenannte Hülen vorhanden.

Vizinalstraßen führen von hier nach Langenbrunn, Fridingen, und die Vizinalstraße von Schwenningen im Badischen nach Bärenthal geht durch den nördlichen Theil der Markung.

Die Einwohner sind ein kräftiger Menschenschlag, – dermalen befinden sich zwei Personen, die das achtzigste Lebensjahr überschritten haben, im Ort – fleißig und sparsam, denn nur durch angestrengte Thätigkeit vermögen sie dem ziemlich unfruchtbaren Boden einen Ertrag abzuringen.

Die Vermögensverhältnisse sind mittelmäßig. Der Vermöglichste besitzt über 155, der Mittelmann 32, die ärmere Klasse stark 2 Morgen Feld.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0346.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)