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Steinbrüche, der eine im weißen, der andere im braunen Jura, eine Lehmgrube und eine Kalkkiesgrube sind vorhanden; Bohnerzgruben bestanden früher in der Reh- und Konradshalde.

Das Klima ist nicht rauh und zeichnet sich besonders durch Gleichmäßigkeit aus, im Sommer geringere Hitze, im Winter geringere Kälte als im Thal. Gegen Nordosten ist die Gegend, namentlich das Dorf, mehr geschützt als gegen Westen und Süden. Kalte Nebel kommen nicht vor und schädliche Frühlingsfröste sind nicht so häufig als im Thal, auch wird die Gegend selten von Hagelschlag heimgesucht. Von feineren Gewächsen gedeihen die Gurken nicht gerne und von den Bohnen nur die rauheren Sorten (Feuerbohnen).

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die Verhältnisse erlauben, betrieben, wozu man sich der neueren, theilweise auch noch der älteren deutschen Wendepflüge bedient; nur die Gemeinde hat eine eiserne Egge und eine Steinwalze. Zur Verbesserung des Bodens wird neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der fleißig gesammelten Jauche noch Gips und Asche angewendet. Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste und etwas Linsen, nur wenig Roggen und Weizen; in der Brache baut man sehr viel Kartoffeln, die sehr gut gerathen, Futterkräuter (Klee und ziemlich viel Esparsette), sehr wenig Mohn, Hanf und Flachs nur für den eigenen Bedarf. Von den Felderzeugnissen können etwa 200 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Haber meist auf der Schranne in Spaichingen, theilweise auch an Fruchthändler verkauft werden; auch Kartoffeln werden nach außen abgesetzt. Der Wiesenbau ist sehr beschränkt und ermöglicht weitaus nicht die Erhaltung des nöthigen Viehstandes, weßhalb neben den Futterkräutern sehr viel Stroh gefüttert werden muß, was die Düngerbereitung etwas beeinträchtigt.

Die Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung betrieben und ist immer noch im Zunehmen begriffen; das Obst geräth nicht ungerne und in günstigen Jahrgängen konnte schon um mehrere 1000 Gulden nach außen verkauft werden. Man pflanzt Luiken, Fleiner, Rosenäpfel, Junkersbirnen, Knausbirnen und andere Mostbirnen; von Steinobst nur wenig Zwetschgen, Kirschen und Pflaumen. An geschützten Stellen gedeiht auch der Nußbaum. Die Jungstämme werden aus der Gemeindebaumschule bezogen, auch ist ein tüchtiger Baumwart aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 5181/8 Morgen Waldungen (meist Nadelholz), deren jährlicher aus 113 Klft. und 3400 St.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)