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Kirche erbaut und zugleich eine katholische Gemeinde gegründet. Erster Kurat 1878 Ad. Friedr. Rief.

Von Tuttlingern, welche sich auswärts einen Namen gemacht haben, sind zu erwähnen:

1. Berthold v. Tuttlingen, Schreiber Bischof Rudolfs von Konstanz, später Kaiser Ludwig des Baiern, 1330. Stälin Wirt. Gesch. 3, 220.

2. Godelmann, Joh. Georg, Jurist, geb. am 12. Mai 1559 als der Sohn des Jeremias G., Vogts in T., und der Maria, geb. Holzschuher von Nürnberg, magistrirte in Tübingen 1576, studirte dann die Rechtswissenschaft, machte große Reisen, wurde 1580 Dr. der Rechte in Basel, 1581 Professor in Rostock, wo er die Institutionen in einem Jahr vollendete, was ihm seine Zuhörer mit 100 Thaler Honorar verdankten; heirathete in Rostock eine Tochter des Theologen Chyträus, der von Ingelfingen gebürtig war; erntete in Riga, wohin er 1587 zur Schlichtung von Streitigkeiten berufen wurde, viel Ehre, half darauf den holsteinischen Landständen und wurde 1592, als man in dem streng lutherischen Sachsen einen rechtsgelehrten Kämpen gegen die Kryptocalvinisten brauchte, als Rath nach Dresden berufen, als welcher er bei einer seiner vielen Verschickungen von Kaiser Rudolf II. geadelt wurde; starb in Dresden 20. März 1611.

3. Abermann, Heinrich, Philolog, studirte in Tübingen, wurde Magister daselbst 1607, Schulrektor zu Ödenburg in Ungarn 1608, trat zur kath. Kirche über und wurde Professor der griechischen Sprache am Archigymnasium in Wien. (Griechische und lateinische Verse von ihm bei Praetorius Corona imperialis ... in electionem et coronationem Matthiae Rom. Imp. Nuremb. 1613, p. 182–187.)

4. Krafft, Georg Wolfgang, Mathematiker, geb. 16. Juli 1701 in Tuttlingen, wo sein Vater Schullehrer war, studirte in Tübingen, wurde hier Magister 1725 und gieng noch in demselben Jahr nach Petersburg als Lehrer der Mathematik am Gymnasium und Adjunkt der Akademie der Wissenschaften, wurde 1731 ordentlicher Professor der Mathematik und Mitglied der Akademie, 1734 Professor der Physik, gieng 1744 in die Heimat zurück als Professor der Mathematik und Physik an der Universität und dem Collegium illustre in Tübingen, wo er schon 1754 starb („wie denn diejenigen, welche in Rußland gewesen, größtentheils nicht sehr alt wurden“. Seybold, Vaterländ. Historienbüchlein 130). „Durch Krafft wurde das Studium der Mathematik und der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)