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Aaron Spittler; 1794 Imm. Conz. Oberamtmänner: 1807 Jo. Christoph Friedr. Stockmaier; 1812 Christian Friedr. Hochstetter; . . . Karl Gottlieb Pfeilsticker; 1829 Christian Ludwig Traub; 1836 Christian Heinr. Lindenmaier, Herm. Hörner, Wilh. Ehemann, K. Ad. Camerer, Chr. Wernle. Der Stadtschultheiß (sagt Schmid) hatte sonst ziemlich viele Gewalt, jetzt ists nur noch ein Schatten davon; früher erhielt er einen Theil des Zehntens, jetzt dafür Geld, er war bis auf 600 fl. steuerfrei, wenn er um 5 Pf. H. strafte, gehörten 2 Pf. H. sein, 3 Pfund der Stadt, von 7 Pf. H. erhielt die Herrschaft 2 Pf. von 10 Pf. aber 8 Pf. Die Stadt hatte das Recht, ein Abzugsgeld zu erheben, welches gleich nach dem herrschaftlichen Abzug kam und durchs Kellereilagerbuch bestätigt war. Nach dem Bericht von Schultheiß, Bürgermeister, Gericht und Rath v. Febr. 1552 mußte eines von 2 Eheleuten, wenn es sich nach dem Tode des anderen wieder verheiratete, alle Güter die ihm das Verstorbene beigebracht hatte, wieder herausgeben, blieb es aber im verwitweten Stande, so behielt es deren lebenslänglichen Genuß; in einigen Amtsorten mußte es auch im Fall der Wiederverheiratung die Kinder erziehen lassen (Fischer, Erbfolge 2, 288).

Die Stadt besaß die Wälder Aichen und Koppenland und in diesen die freie Pürsch, welche die Herrschaft zwar 1709 an sich ziehen wollte, was jedoch durch ein don gratuit von 700 Dukaten verhindert wurde. Erst als dieses Recht allgemein aufgehoben wurde, verlor es auch Tuttlingen. Die Stadt hatte ihren eigenen Waldinspektor. Die Bürger hatten ein Freiwasser, den Mühlbach, der von Rietheim und Wurmlingen herkommt, wo jeder wöchentlich ein Essen Fische fangen durfte. Die Donau aber wurde, in zwei Theile getheilt, verliehen (Schmid; s. auch u. Regg.)

In kirchlicher Beziehung ist Folgendes zu bemerken. Der Abt von Reichenau war bis zur Reformation Patron der Pfarrei und der Frauenkapelle und St. Martinskaplanei, mußte auch die St. Martinskirche bauen lassen. Die Pfarrei war dem Bisthum Konstanz quartpflichtig (d. h. zur Abtretung des vierten Theils vom Zehnten oder eines Äquivalents). Die Stadtkirche war den Aposteln Petrus und Paulus geweiht, an ihrem Thurm war die Jahreszahl 1006 (?) eingehauen nebst einem Wappenschilde. Ihre Altäre waren den beiden Aposteln, der Jungfrau Maria und dem hl. Sebastian gewidmet. Ursprünglich mehr nur eine Kapelle, mußte sie öfters erweitert werden. 1584 wurde der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)