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und einen Theil des Magistrats. H. Karl suchte nach seiner Gewohnheit persönlich zu beschwichtigen, doch nicht ohne daß das Feuer unter der Asche fortglomm. Im Jahre 1794 brach es aufs neue aus. 18. März nahmen die Bürger den Oberamtmann Spittler gefangen, andere baten in Stuttgart um Hilfe, welche in Gestalt einer Exekution von mehreren 100 Mann erschien, die nach einigen Wochen wieder abzogen. Der Oberamtmann wurde nach Beilstein versetzt.

1796 kamen die ersten Franzosen von Villingen aus nach Tuttlingen, es waren ungefähr 6000 Mann, die unter General Jordis auf den Wiesen bei Ludwigsthal ein Lager bezogen. Der berühmte Rückzug Moreau’s von der Isar (in Folge der Niederlagen Jourdans bei Amberg und Würzburg) im Herbst dieses Jahres gieng hauptsächlich durch unsere Gegend; der linke Flügel stand am 6. Okt. in Tuttlingen, am 7. stand Desaix zwischen Tuttlingen und Villingen, das wie auch Rottweil noch von Österreichern besetzt war, Moreau selbst war am 9. in Tuttlingen, wo am 11. ein kleines Gefecht gegen die nachrückenden Österreicher stattfand, deren Hauptquartier am gleichen Tage dort ankam. Die Stadt hatte in diesem Jahre einen Schaden von 15.226 fl., Stadt und Amt zusammen von 129.740 fl. Am 1. März 1799 gieng Jourdan mit 38.000 Mann über den Rhein, am 12. stand seine Vorhut in und bei Tuttlingen zu beiden Seiten der Donau. Auf dem Rückzug von der Ostrach stand die Division von St. Cyr am 22. wieder bei Tuttlingen, am 24. waren Gefechte bei Neuhausen und am 25. führte ein Vorrücken Jourdans von Engen aus die Schlacht bei Stockach-Liptingen herbei, welche eine kleine Strecke des Neuhauser Gebiets berührte. Am Abend war Jourdan in Tuttlingen und blieb daselbst am 26. Der linke Flügel der Franzosen, der an der Schlacht keinen Antheil hatte nehmen können, berührte auf dem Rückzuge noch die Baar. Bei Tuttlingen selbst fanden Vorpostengefechte statt und wurde die Brücke von den Franzosen abgetragen. Der rechte Flügel zog auf Villingen und Neustadt; das österr. Heer blieb zunächst bei Liptingen, Neuhausen und Emmingen; der Erzherzog Karl wandte sich dann über Donaueschingen in die Schweiz. Die Franzosen requirirten damals von Stadt und Amt 500 Säcke Dinkel, 1500 Ztr. Heu, 1500 Bund Stroh, 4000 franz. Scheffel Haber und 50 Ochsen. Unter solchem Kriegsgedränge beschickte die Stadt den am 29. April 1806 versammelten Landtag mit keinem eigenen Deputirten, sondern trug

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)