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Geschichte der Stadt.

Tuttlingen[1]hat seinen altdeutschen Namen Tutilininga von dem (besonders in St. Gallen häufigen) Personnamen Tutilo, wobei immer noch Anlehnung an lat. tutela (Landshut) möglich wäre. Es war in alten Zeiten eine Dingstätte (Stäl. W. G. 1, 216). In der Geschichte erscheint es zuerst 797 bei einer Schenkung ans Kloster St. Gallen. Bald nachher schenkt ein Glied der Berthold’schen Familie, wahrscheinlich Graf Gerold, der bekannte Wohlthäter des Klosters Reichenau, Tuttlingen sammt Zubehör an dieses Kloster (Gall. Oh. v. Barack 19, 4), welches daher noch viel später hier ansehnliche Güter, Rechte und Einkünfte besaß, so die beiden Kehlhöfe, 16 Huben, welche es an Bürger verlieh, ansehnliche Fruchtgefälle, zu deren Einzug es einen eigenen Pfleger aus der Bürgerschaft wählte. Dafür hatte es 1/3 der Kosten des Brücken-, Steg- und Wegbaues zu tragen und mußte im Winter an der Donau eine Tränke machen lassen, weit genug für 12 Ochsen. 843 (1. Sept.) bezieht das Kloster aus Tuttlingen jährlich 10 Viertel Hülsenfrüchte, 100 Käse, 1 Schaf, 4 Stränge von Haar (Wolle), 5 von Hanf, 1 Faß (Saum) Honig (U. B. 1, 125. Oheim 55). 1135 soll Ulrich von Zollern dadurch Abt in Reichenau geworden sein, daß er seinen Amtsvorgänger Abt Ludwig in der Kirche zu Tuttlingen ermorden ließ, und selber im gleichen Jahre an Gift gestorben sein (Schmid Zoll. Hohenb. LXXXVIII). Oheim sagt nur, daß Ludwig von mächtigen Mannen des Gotteshauses erschlagen worden, und von Ulrich geschrieben stehe, daß er „der geistlichen Zucht unadelig“ gewesen (s. Stillfried, Hohenzoll. Forsch. 1, 86 Anm. 24). 1275 residirte in T. ein Pleban. 1283 wird Berthold, Keller von Tuttlingen, genannt (Baumann, Freih. v. Wartenberg, Freib. Diöc. A. XI S. 171). 1294 soll Johann v. Lustnau T. innegehabt haben (Crus. Ann. Suev. 3, 318).

Kloster Amtenhausen hatte 1312 in T. ein Gut zu vergeben.

Das Kl. Reichenau belehnte mit Tuttlingen nebst Zubehör (d. h. Effingen, Oberbaldingen und halb Sunthausen), als Vögte und Maier die Herren von Wartenberg, Dienstmannen der Gr. von Fürstenberg, die nun ihren Sitz in Tuttlingen nahmen. Von


  1. Köhler, Tuttlingen, Beschreibung und Geschichte 1839. Diak. Schmid 1700–1740 Mscpt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)