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Flötz in regelmäßigem Anstehen mit einer Mächtigkeit von 51/4 bis 51/2′ und mit einem Einfallen von 21/4° gegen Südwesten in den Berg hinein, erreicht. Der durch Pfeilerbau und Schrämarbeit gewonnene Erzgrund kam kaum auf 3 kr. per Ztr. zu stehen, mußte aber in Ermanglung einer Wasserkraft bei der Grube auf das Werk geführt und dort verwaschen werden. Zu 1 Ztr. gewaschenes Erz waren 4 Ztr. Grund erforderlich und der Selbstkosten des Linsenerzes loko Hütte betrug 23 kr. per Ztr. Wegen der Feinkörnigkeit und Leichtflüssigkeit der Linsenerze bot deren Verhüttung einige Schwierigkeiten dar und um einen Rohgang des Ofens zu vermeiden, wurde das Satzverhältnis nicht über 1/3 Linsenerz auf 2/3 Bohnerz gesteigert.

Die vorstehend geschilderten Verhältnisse, namentlich der Mangel an Holzkohlen drängten im J. 1861 zu dem Entschlusse, den Hohofenbetrieb in Ludwigsthal ganz einzustellen, so daß die Weilheimer Grube schon nach 4 Jahren wieder auflässig wurde und ein erst kurze Zeit vorher bei Mühlheim im Kaiserbachthale aufgefundenes Bohnerzlager unangegriffen geblieben ist. Die letzte am 26. Okt. 1861 beendigte Hohofen-Kampagne von 995/7 Wochen lieferte 22.230,22 Ztr. Roheisen, also im Durchschnitt per Woche nur 223 Ztr. 100 Pf. Roheisen erforderten 333,6 Pf. Erze und 18,5 Kubikfuß Kohlen, 3/7 buchene und 4/7 tannene, auf 100 Pf. Erz kamen 23,3 Pf. Flußstein. Unter dem Erzeugnis befanden sich 4766,54 Ztr. Gußwaren.

Von jetzt an wurde für die Gießerei der Kupoloofen unter Verwendung von Koaks und englischem Roheisen betrieben, das für den Frischfeuerbetrieb erforderliche Roheisen aber theils von Wilhelmshütte bezogen, theils von anderen Werken und von Privaten angekauft. Namentlich gab es Gelegenheit, große Quantitäten Roheisen zu sehr billigen Preisen von den bei Einstellung des Hohofenbetriebs in Bachzimmern zurückgebliebenen Vorräthen und vom Ausbruche der kalt gelegten Werke zu Thiergarten und Zizenhausen zu erkaufen. Durch das Aufhören der Gießerei auf dem letzteren Werke im J. 1863/64 eröffnete sich gleichzeitig für Ludwigsthal ein erweitertes Absatzgebiet und es hat seitdem die Gußwarenproduktion von früher durchschnittlich 2500 Ztr. auf jährlich 6–7000 Ztr. zugenommen. In Folge hievon wurde im J. 1868 mit einem Aufwande von 1550 fl. die Gießerei vergrößert, ein zweiter Kupoloofen mit neuer Esse und eine Sandmühle erbaut, sodann im Jahre 1870 ein in Schwenningen entbehrlich gewordenes Soolen-Reservoir mit einem Kosten von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)