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periodischen Nutzungsplänen sind auch periodische Kultur- und Streunutzungspläne aufzustellen. Für die Körperschaftswaldungen sind Waldübersichtskarten in 20.000theiligem Maßstab vorgeschrieben. Der Staat läßt für seine Waldungen außer diesen Wirthschaftskarten auch noch sog. Bestandskarten herstellen.

In den Staatswaldungen sowohl, als in denen der Körperschaften und zum größten Theile auch in den gutsherrlichen Waldungen findet Hochwaldbetrieb mit 80–120jähr. Umtrieb statt; in den Privatwaldungen dagegen wird häufig gefemelt und kahl abgeholzt.

Für die Bewirthschaftung der Waldungen des Gebiets des weißen Jura werden wie bisher, so auch künftig die Buche und die Fichte und Tanne, in den Baarwaldungen die beiden letzteren Holzarten die herrschenden und maßgebenden bleiben, weil dieselben den gegebenen Standortsverhältnissen am meisten entsprechen. Die Beimengung anderer Laubhölzer, namentlich der Esche, welche sehr gesuchtes und gut bezahltes Werkholz liefert, soll nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern eher noch erhöht werden. In den Albwaldungen wird in neuerer Zeit der Weißtanne vor der Fichte immer mehr Terrain eingeräumt, weil sie den Standortsverhältnissen mehr entspricht, größere und werthvollere Erträge liefert und sich, wie die Buche, leicht natürlich und wohlfeiler verjüngen läßt, was namentlich bei Körperschaftswaldungen Beachtung verdient. Die Forche wird auf geringeren Böden oder in Frostlagen, wo die andern Nadelhölzer nicht mehr sicher gedeihen oder erst unter Schutz wieder angezogen werden können oder auch, wie die Lärche, zu verspäteten Nachbesserungen als schnellwachsende Holzart ihre Stelle finden. Einzelne schöne Exemplare läßt man auch gerne in den neuen Bestand einwachsen (Waldrechter), um starke und werthvolle Nutzholzstämme zu erzielen.

Die Verjüngung der Waldungen geschieht in der Hauptsache auf natürlichem Wege mittelst Schlagstellung und allmähligem Abtrieb und es gelingen diese Verjüngungen, wo es sich um Buche und Weißtanne handelt, in der Regel leicht und gut. Wo dieselbe aber mißglückt oder sonst nicht mehr möglich ist, sowie bei Bestandsumwandlungen werden auch Kahlhiebe mit nachfolgendem künstlichem Anbau der Weißtanne und Fichte, auf geringen Boden der Forche, mittelst Pflanzung oder Saat geführt. Zu Schlagnachbesserungen werden in der Regel nur Nadelhölzer verwendet. Bestandsumwandlungen mit Weißtannen unter Schutz von Forchen oder Buchen, auch Fichten, sind neuerer Zeit

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)