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diese alsdann auf dem Ambos mit Hufeisen versah und dann die Beine den Pferden wieder ansetzte. (M.)

Vor langen Zeiten stritten die Nendinger und Wurmlinger um die Waldesgrenze. Die Nendinger heißen den Wald „Schoren“, die Wurmlinger „Geren“. Es handelte sich um 80–90 Morgen. Um nun die Grenzmarken festzusetzen, mußten von Konzenbergischer und Enzbergischer Herrschaft Abgeordnete an Ort und Stelle auf den Geren, um zu schwören, wessen von beiden Eigenthum dies sei. Der Konzenbergische Herrschaftsvogt war ein übelgesinnter Mann. Er nahm, bevor er auf den Geren ging, vom Vogteigarten in Wurmlingen eine Handvoll Erde, legte sie in seine Schuhe, unter seinen Hut steckte er einen Löffel und in sein Haar einen Kamm. An Ort und Stelle angekommen, schwur er also: „So wahr mein Schöpfer und Richter über mir ist, so wahr stehe ich auf meinem eigenen Grund und Boden“. Die Enzbergischen Nendinger verloren den Geren bis auf eine Halde, die Wurmlinger gewannen. Dafür, sagen jene, müsse der treulose Schwörer umgehen. (B.)

Im Pfarrhaus zu Neuhausen o. E. war bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts auf der Bühne ein Raum abgeschlossen, im welchem der Geist eines Mönchs, welcher gespukt habe, gebannt gewesen sein soll. Auch soll es auf derselben Markung im Walde „Gestreift“ nicht geheuer sein, weil in den Kriegen Österreichs mit Frankreich zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein französischer Soldat dort von einem Neuhauser Bürger ermordet worden sei. Sagen von Räubern, dem „Heidenpeter“, knüpfen sich an den Berg Lupfen.

Die Burgen Kallenberg und Burgstall bei Fridingen sollen ehemals durch eine lederne Brücke verbunden gewesen sein. (M.) In gleicher Weise sollen die Wallenburg, der Edelknab und der Schlößleberg bei Wurmlingen mit einander verbunden gewesen sein. (B.) Das Juxbrückle bei Seitingen führt zum Konzenberg und ist sehr gefürchtet. Gegen den Konzenberg ziehen geisterhafte Fuhrwerke. (B.)

Von eigentlichen Gebräuchen und Volksbelustigungen, die sich mehr oder weniger erhalten haben, zum Theil auch schon beinahe ganz abgegangen sind, nennen wir folgende; auch sie sind zum großen Theile Meier’s und Birlinger’s Schriften entnommen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0142.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)