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herab auf die Straße führt. Er hat kleinwinzige Füßlein, man sieht sie kaum noch; thut Niemand etwas zu leid, hält sich gern auch beim „Hintergassenmäuerle“ auf, wo man ihn schon oft gesehen haben will, er hat auch schon des Abends und Nachts Leute die Gasse auf und ab begleitet. Sein Hut ist von großem tellerartigem Umfang und sein Gang ein Träppeln in kleinen Schrittchen. (B.)

Auf dem Heuberg (M.) kennt man einen Poltergeist, den „Poppele“. Man erzählt sich, daß er in einem Haus alle Nacht das Vieh von der Krippe losgebunden, die Garben auf den verschiedenen Stockwerken des Bodens bunt durcheinander und heruntergeworfen und sonst noch allerlei Unfug und Lärm angestellt habe. Darauf beschloß der Bauer endlich auszuziehen, packte seine Habe auf einen Wagen und fuhr damit fort. Unterwegs schaute er sich einmal um und fragte seine Leute: „Haben wir jetzt auch Alles?“ „Ja, und mich habt ihr auch!“ rief sogleich der Poppele, der ganz hinten auf dem Wagen saß. Jetzt soll der Bauer wüthend geflucht und mit der Schaufel nach der Stelle, wo der Geist saß, geschlagen haben, worauf der Poppele verschwunden sei, denn Fluchen können solche Geister gar nicht leiden.

Der Poppele auf Hohenkrähen. (B.) Auf der zerstörten Burg Hohenkrähen, nahe bei Hohentwiel, geht ein Geist um, der den Leuten auf dem Bruderhofe sehr nützlich ist und Alles, was sie ihm auftragen, thut. Er holt Wasser und Holz in die Küche, wirft Stroh und Heu vom Boden, füttert das Vieh, putzt die Pferde, wendet den Dreschern die Garben um u. dgl. Bei jedem Auftrag aber muß man stets bemerken: „it ze litzel und it ze viel!“ sonst macht er Dummheiten. – Zum Lohn für seine Dienste muß man aber auch für den Poppele alle Tage mitdecken, ihm einen besonderen Teller hinstellen und sagen: „Poppele, iß auch mit!“ Unterläßt man das, so wirft er das Gedeck und alle Speisen durcheinander, bindet das Vieh im Stalle los u. dgl. Ebenso muß man ihn einladen, wenn man ausfährt und muß sagen: „Poppele, fahr auch mit!“ Dann setzt er sich hinten auf’s Wagenbrett und fährt mit in’s Feld. Wird er nicht eingeladen, so passirt dem Fuhrwerk gewiß etwas. Ferner muß man, so oft gebacken wird, dem ersten Bettler einen ganzen Brotlaib geben, sonst verschwindet das übrige Brot und auch die Küche geräth in Unordnung. – Macht Jemand einen dummen Streich, so heißt es in der ganzen Umgegend: „Du bist ein Kerl, wie der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)