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Auf der Hardt, einem Anhang des großen Heubergs, besonders bei Werenwag, Irrendorf und Beerenthal, geht das „Hardtweible“ oder „Hardtfräulein“ um. Es ist ganz schwarz gekleidet und trägt einen runden, breitrandigen Schlapphut, der ebenfalls schwarz ist. Man hört es oft laut lachen. Es führt die Menschen gern auf Irrwege. Leute sind von dem Hardtfräulein schon zerrissen oder in Abgründe gestürzt worden. (M.)

Zwischen Fridingen und Mühlheim am Welschenberg bei der „Rise“ (Holzrutsche) geht das „Risenweible“. Einst suchte eine arme Frau in dem dortigen Walde Holz und setzte sich endlich, weil sie Hunger und Durst litt, auf die Erde und weinte. Da sah sie auf einmal einen Krug dastehen, den sie zuvor nicht bemerkt hatte, und nahm ihn, um sich einen Trunk Wasser aus der Donau zu schöpfen. Wie sie nun den Krug näher betrachtete, lag trockenes Laub darin, das sie alsbald hinausschüttete. Da klingelten aber blanke Goldstücke auf die Erde, so daß die arme Frau plötzlich sehr reich wurde. Man glaubt, daß sie dies dem Risenweible zu verdanken hatte. (M.)

Ebenso haben auch andere Leute an verschiedenen Plätzen bei Fridingen, z. B. auf der Höhe, wo „Altfridingen“ gelegen haben soll, schon oftmals Häfen, Scherben und Schüsseln gesehen, die mit Laub, mit kleinen Krotten u. dgl. angefüllt waren. Hätten sie diese Gefässe mitgenommen, so wäre gewiß der Inhalt derselben in Gold verwandelt worden. (M.) So ging einmal eine Frau aus Fridingen auf den Berg, woselbst vor dem Schwedenkrieg „Altfridingen“ gestanden sein soll. Indem sie hier den Boden aufhackte, kamen so hübsche Steine zum Vorschein, daß sie es nicht unterlassen konnte, einige davon einzustecken und ihren Kindern mitzunehmen. Am anderen Morgen aber fand sie, daß alle in schweres Gold verwandelt waren. Jetzt eilte sie auf den Berg, um auch die übrigen Steine zu holen, allein die waren alle fort, und blos eine Menge kleiner „Krotten“ sprangen auf dem Platze herum. (M.) Altfridingen war ohne Zweifel eine jener uralten, vorrömischen, durch Natur und Kunst unzugänglichen Berghöhen, auf denen die Bewohner der Umgegend in Kriegszeiten Schutz fanden; im Mittelalter stand hier eine feste Stadt, von der noch beträchtliche Trümmer im Wald verborgen sind.

Eine ähnliche Sage geht von der Altstadt (Römerstadt) bei Mühlheim. Hier lebte eine Frau, die ist so arm gewesen, daß sie nichts als eine einzige Ziege mehr gehabt hat, und die sollte

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)