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mehr dem eigentlichen rauhen Heuberg; von dem Ort aus, wie auch an vielen Stellen der Markung, insbesondere auf Obermaden, bei den Stationen und bei der Signalstange eröffnen sich wieder die prachtvollsten Fernsichten an die Tiroler- und Schweizeralpen.

Von Kolbingen gehen wir ostwärts nach dem oberen kantigen Rand der rechten Thalgehänge des Beera-Thals, verlassen hier den Heuberg und steigen den steilen Abhang hinab in die wiesenreiche, mäßig breite, von hohen felsigen Abhängen begleitete Thalebene, in der sich die rasche Beera in bogenförmigen Krümmungen hinschlängelt, einzeln stehende Mühlen und Fabrikwerke in Bewegung setzend, und so die dem Thal eigenthümliche Stille unterbricht. Von der Thalebene besteigen wir den Kreidenstein, der mit seiner weißfelsigen Stirne gegen das Thal vortritt und einen herrlichen Blick in dasselbe gestattet; mit ihm haben wir die Hochebene der Hardt erreicht, in welcher ein etwas von dem Heuberg verschiedener Zug ausgesprochen ist. Auch hier gewähren viele Punkte schöne Aussichten an die Hochgebirge, ganz überraschend schön sind aber die Blicke in das Donau-Thal von den südlich von Irrendorf gelegenen Anhöhen und Felswänden, dem gespaltenen Felsen, Eichfelsen etc., die uns aufmuntern, in das Donau-Thal selbst hinab zu steigen, um so mehr als wir an der östlichen Grenze unseres Bezirks angelangt sind.

Wir betreten das Donau-Thal südöstlich von Irrendorf, dort wo sich das innen und außen mit ergreifend schönen Fresken (aus neuester Zeit) geschmückte Kirchlein zu Sankt-Maurus einsiedlerisch erhebt, gegenüber wunderbar keck, auf gewaltigem Fels das altehrwürdige Schloß Wildenstein. Blicken wir zuerst thalabwärts gegen das aus Felsen wurzelnde Werrenwag: prachtvoll treten hier von beiden Seiten die rechtkantig umrissenen, unten von Höhlen durchbrochenen Felsenmassen mit wahrhaft klassischen Linien heran. Wir aber gehen thalaufwärts durch das tief eingeschnittene, von grotesken Felsenkränzen begleitete, wild romantische, tiefe Thal, das an vielen Stellen der in haftenförmigen Bögen sich durchwindenden Donau kaum den Durchgang gestattet, und gelangen nach Beuron. Das großartige Kloster mit seinen Nebengebäuden und seiner herrlichen Kirche hat hier in der üppigen Thalweitung in paradiesischer Stille, auf einem sanften, von dem Fluß in graziösem Bogen umflutheten Terrainausläufer eine reizende Stelle gefunden. Bald verengt sich das Thal wieder und erhält einen etwas anderen Charakter, der Fluß

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)