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Nachdem sich hier das Thal in großem Bogen um einen Bergvorsprung (Alt-Fridingen) gewunden hat, erweitert es sich wieder zu einer ansehnlichen Breite bei Fridingen, um sich unterhalb des Städtchens in einem starken Bogen um den weit vorspringenden Berg Schelmenhalde zu wenden und sich abermals zu verengen. Von hier an verändert das Thal seinen Charakter gänzlich und windet sich mit schmaler, zum Theil ganz enger Sohle vielgekrümmt, zwischen hohen, felsenreichen, bewaldeten Thalwänden hin, von denen aus eine längere Strecke nur die auf der linken Thalseite unserem Bezirk angehören, bis es bei Bronnen wieder eine Zeit lang ganz in den Bezirk eintritt und alsdann denselben verläßt, um nur noch die Markung Irrendorf mit den linken Thalgehängen noch einmal zu berühren.

Die von Seitenthälern und Schluchten vielfältig unterbrochenen Gehänge des Donau-Thals sind durchaus hoch, steil und stufen sich in scharf markirten, durch die verschiedenen Gebirgsschichten bedingten Terrassen gegen die Thalebene, zuweilen sanft auslaufend ab; letzteres ist jedoch nur der Fall bis nach Mühlheim, während weiter unten die steilen, felsigen Thalgehänge bis an die Thalsohle herantreten. Eine besondere Erscheinung finden wir bei Tuttlingen, wo der lang gestreckte Honberg von dem eigentlichen Thalabhang frei hervortritt und mit einer thalartigen Niederung umgeben ist; ohne Zweifel haben in der Urzeit die Hochfluthen der Donau theilweise den Honberg umspült.

Die steilen Partien der Thalabhänge sind vorherrschend bewaldet und dienen nur an einzelnen Stellen als Weide, die mäßig geneigten aber werden für den Feldbau benützt und die Thalebene dient, so weit es möglich ist, dem Wiesenbau und wird von dem schon erstarkten Fluß anfänglich in großen, weiten, flachen Bögen durchströmt, welche unterhalb Mühlheim allmählig stärker, hufeisen- und haftenförmig werden.

Der zwischen dem Faulenbach, dem Stettbach und der Elta sich erhebende, etwa 7/4 Stunden lange und 1/41/2 Stunde breite, durchaus bewaldete, ebenfalls dem weißen Jura angehörende Gebirgsstock hat ein ziemlich ebenes Plateau, von dem die hohen Abhänge gegen die ihn umgebenden Thäler kantig und sehr steil abfallen. Die Gehänge gegen das Stettbach- und Elta-Thal sind gleichlaufend und nur einige ganz kurze Einschnitte etwas bewegt, während der Abhang gegen das Faulenbach-Thal durch tief eingeschnittene, enge Thälchen und Schluchten vielfältig unterbrochen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)