Seite:OberamtSchorndorf0198.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und dortigem bisher zur Pfarrei Winterbach gehörenden Zehenten bewidemte. Vor Zeiten war hier ein besuchter Wallfahrtsort; die Opfer, welche allda fielen, kamen dem neuen Kloster zu gut und für den Antheil, welchen die Kirchherren von Schorndorf und Winterbach hieran hatten, sowie für abgetretenen kleinen Zehenten in Hohengehren, Kickishart, Manolzweiler, Schlichten, Bicklisweiler, entschädigte i. J. 1471 Graf Ulrich von Württemberg die beiden Pfarrherren. Die drei letztgenannten Orte wurden nach Engelberg eingepfarrt. Sonst gelangte das Kloster noch zum Besitz einiger Gefälle in Reichenbach, Groß-Heppach, Gundelsbach und Winterbach. Seinem Kirchenbau mußte indeß im Jahr 1479 Graf Ulrich von Württemberg durch Bettelbriefe zu Hilfe kommen. – Der erste von Gmünd hieher berufene Prior hieß Barthol. Schröter. – Im J. 1525 brachte der Bauernkrieg die Zerstörung über das Kloster und in deren Gefolge dessen gänzliche Aufhebung. Der letzte Prior, Johannes Bentz, übergab dasselbe am 22. Oct. 1538 dem Herzog Ulrich gegen Übernahme der Schulden und lebenslänglichen Unterhalt im Kloster Maulbronn, wo er ein eigen Stüblein und Kammer, Essen und Trinken, Kleider und Schuhe und 8 fl. zu Badgeld erhielt. Sofort wurden die Steine der hiesigen Kirche zum Festungsbau in Schorndorf verwendet. (Vergl. Besold Virg. 537.) Später und bis 1818 hatte der Oberforstmeister von Schorndorf hier seinen Sitz. Im genannten Jahre aber wurde das sog. Schloßgut an einen Privaten um 14.300 fl. verkauft und wechselte seit der Zeit mehrmals den Besitzer. Seit 1849 ist Kaufmann Frank im Besitze.

In der Nähe von Engelberg lagen Kickishart oder Kilkenshart, ein schon vor 1500 abgegangener Weiler, der 1400 aus 9 Lehen bestand, und

Bicklinsweiler, oberhalb Engelbergs, wo die Kellerei noch 1500 einen Hof besaß.

c. Der Weiler Manolzweiler, 1400 und 1570 Manatzweiler genannt, liegt hoch oben auf dem Schurwald, auf dem sogenannten Goldboden, 1 Stunde südwestlich von Winterbach, an der von Beutelsbach nach Göppingen führenden Straße, mit herrlicher Fernsicht. Der Ort zählt nur 25 unscheinbare Häuser. In der Nähe entspringt der nach Baach hinabfließende Schlierbach und steht eine von dem Forst-Personal des Bezirkes am 24. Juni 1842 errichtete Denksäule an das Regierungs-Jubiläum S. Majestät des Königs Wilhelm. (s. o. S. 44.)

Die Markung umfaßt nur 81/8 M. Gärten, 94 M. Äcker und 893/8 M. Wiesen, also etwa 11/10 M. Baufeldes auf den Kopf. Die Einwohnerzahl (1774 – 75, 1815 – 131) hat sich in den letzten 70 Jahren verdoppelt, daher der größere Theil der Einwohner in bedrängten Vermögens-Verhältnissen lebt. Die Brache wird beinahe ganz angepflanzt und nur Dinkel, im Sommerfeld Roggen und Gerste gebaut.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)