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Winterbach,
Gemeinde II. Kl. mit 2377 Einw. a. Winterbach, Pfarrd. 2158 Einw., wor. 19 Kath. b. Engelberg mit Ober- und Unter-Hof, W., 50 Einw., wor. 1 Kath. c. Manolzweiler 169 Einw. – Ev. Pfarrei, mit den Filialien Hebsack, Rohrbronn u. Schlichten (s. o). Die Kath. sind nach Pfauhausen O.A. Eßlingen eingepfarrt.


Diese Gemeinde ist nächst Schorndorf die größte des Oberamtes. Der Bezirk derselben ist aus, der natürlichen Beschaffenheit nach, sehr ungleichartigen Bestandtheilen zusammengesetzt, da er sich von dem milden Remsthale bis in den Schurwald hinauf erstreckt. Nördlich ist er durch die Berglen, die bis gegen Schorndorf „der Sonnenschein“ genannt werden, südlich durch den Schurwald, aus welchem der „Goldboden“ und der „Sterrenberg“ hervorragen, begrenzt. Hier ist das Remsthal, das sich aufwärts erweitert, wohl am schönsten. In dasselbe münden von beiden Seiten einige Einschnitte ein, aus deren bedeutendstem vom Schurwalde her der nie vertrocknende Lehnenbach durch Winterbach fließt und diesem gegenüber mit dem Bosenbach und Weilerbach in die Rems fällt. Überhaupt ist die Schurwaldseite reich an immer fließenden Quellen. Die Rems tritt auch hier häufig aus, daher die Ufer öftere Unterhaltungskosten erfordern. In beiden Gebirgen, von denen aus schöne Aussichten bis zu den Spitzen der Alp sich eröffnen, sind Brüche angelegt, aus welchen Keuperwerkstein und grobkörniger Keupersandstein gewonnen wird.

Alle Zehenten stehen dem Staate zu. Demselben gebühren auch, ausschließlich von 6–7 fl., die noch der Hospital und Armenkasten zu Schorndorf erheben, die übrigen Grundgefälle, woran 1 fl. 55 kr. Laudemien, 276 fl. 2 kr. Geld-, 103 Sch. 3 S. 21/2 V. Frucht- und 2 E. 11 I. Wein-Gefälle, 64 fl. 30 kr. steuerartige Abgaben und 4 fl. Frohnrechte für 15.633 fl. 37 kr. abgelöst wurden, so daß noch 1828 fl. 6 kr. und 178 Sch. 1 S. 2 V. Frucht für den Zehenten zu erheben sind.

a) Das Pfarrdorf Winterbach, früher Sitz eines Stabsamtes, jetzt eines Amts-Notars, 3/4 Stunden westlich von Schorndorf, gegen Süden etwas durch das Wald-Gebirge geschützt, ist ein großer, stattlicher Ort mit mehreren ansehnlichen Gebäuden, der frei und freundlich im Remsthal liegt, und mehr in die Länge als in die Breite gebaut, von dem Lehnenbach, der hier einen kleinen Feuersee bildet, bewässert wird. Von der Hauptstraße aus führt eine gute Vicinalstraße, einer Seits über diesen Ort nach Weiler und Schorndorf, anderer Seits über Engelberg nach Göppingen. Fünf steinerne Brücken gehen über die Rems, den Mühlkanal und den Lehnenbach. Winterbach hat das beste Quellwasser im Remsthal; besonders gut ist der Etscheter und Weiherbrunnen. Der Boden, halb sandig, halb lehmig, ist im Allgemeinen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)