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Der große und Wein-Zehente steht, mit Ausnahme der der Pfarrei Buoch gehörigen Hälfte derselben in Kottweil, dem Staat, der kleine Zehente den betreffenden Pfarreien, in Schornbach unter Betheiligung des Staats, zu. Der Heuzehente ist abgelöst. Ausschließlich weniger Gulden Geldzinse, die noch einige Korporationen, u. einzelner Bodenwein-Gefälle, die ein Private anzusprechen haben, ist der Staat Grundherr, dem nach Ablösung von 27 fl. 22 kr. Geld- u. 6 Sch. 1 S. 3 V. Frucht-Gilten, 15 fl. Zehent-Rechten und 21 fl. 16 kr. steuerartigen Abgaben um 814 fl. 32 kr., noch 15 fl. 47 kr. Laudemien, 28 fl. 17 kr. Geld- und 5 Sr. 5 V. Fruchtgilten, sowie 404 fl. 51 kr. und 54 Sch. 5 S. wegen der Zehenten zu reichen sind.

a. Das Pfarrdorf Schornbach, in der Volkssprache mit starker Dehnung der letzten Sylbe, liegt 3/4 Stunden nordwestlich von Schorndorf, im Schornbach-Thale, am Schornbach, über den im Orte eine 1847 von der Gemeinde unter Verwendung eines Staats-Beitrags von 773 fl. erbaute steinerne Brücke führt, an der von Schorndorf nach Winnenden ziehenden guten Straße. Mit den im Haupt-Thale liegenden Orten verglichen, hat das Dorf ein schlechtes, unreinliches Aussehen und besteht außer einigen Nebengäßchen nur in Einer langen Haupt-Straße. Alle Häuser längs des Bachs sind nicht nur wegen dessen Nähe, sondern auch wegen überall aufsteigenden Wassers ohne Keller. Der Hauptbrunnen des Orts enthält ziemlich Gypstheile. Die Zahl der Haupt-Gebäude in der Gemeinde ist 132, die der Neben-Gebäude 34. Die an der Haupt-Straße stehende gutbeschaffene Kirche, 1472 als Kapelle erbaut, wurde 1722 erweitert und verbessert. Das Pfarrhaus ward 1842–1847 neu hergerichtet. Die Schule ist im Rathhaus untergebracht. Zum Bau des in neuerer Zeit hergestellten massiven Gemeinde-Wasch- und Back-Hauses wurden von dem König 500 fl. Beitrag bewilligt. Ausser dem S. 32 erwähnten Cretinismus, woran dermalen einige zwanzig Einwohner leiden, sind auffallende Schwachsinnigkeit mancher Schüler, sowie körperliche Gebrechen nicht selten. Die Einwohner gehören zu den ärmsten des Bezirkes, bringen sich nur kümmerlich fort und sind auch ärmlich gekleidet.

Die Markung Schornbachs hat 404/8 M. Gärten, 3977/8 M. Äcker, 3024/8 M. meist zweimähdige Wiesen und 96 M. Weinberge, etwa 9/10 M. Feld auf den Kopf; übrigens besitzen die Einwohner auch auf Schorndorfer Markung etwa 200 M. Güter. (Der Ort hatte 1774 – 421, 1815 – 571 Einw.) Der Haupt-Erwerb besteht in Wein- u. Ackerbau, jedoch ist ein großer Theil der Einwohner auf auswärtigen Taglohn und Holzmachen angewiesen. Auch das kleinste und geringste Stück Boden ist angebaut; der Ertrag der magern Äcker leidet aber unter dem Mangel des Düngers,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)