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Herbsten der letzten Zeit zu suchen seyn wird, so ist doch die größere Zahl der Einwohner unvermöglich. Allerdings ist das in guten Jahren beträchtliche Weinerzeugniß zu hohen Preisen gesucht; aber in Fehljahren und bei höheren Fruchtpreisen ist der Ort doppelt übel daran. [1] 1

Die Güllebenützung ist hier schon lange sehr gut eingerichtet, s. o. S. 37. Eigentlicher Ackerbau wird nicht betrieben. Die Felder werden meist nur mit Küchengewächsen und etwas Futterkräutern angebaut. Im ganzen Ort ist weder Pflug noch Zugvieh, und kein Einwohner erzeugt sein Brodbedürfniß selbst. Die Wiesen des engen Thales können bewässert werden, sind meist dreimähdig und erzeugen vieles und gutes Futter, das jedoch für den Viehstand nicht zureicht. Die Weinberge liegen an Höhen hin und sind allermeist mit Sylvanern, Elblingen und Gutedeln, etwa 2800 auf den Morgen, besetzt. In guten Jahren erträgt der Morgen bis 12 Eimer, der 1846 mit 58–67 fl. bezahlt wurde. Der liebliche weiße und hellgelbe Schnaither Wein, der beste des Bezirkes, ist überall im Lande berühmt und schon vom Herbst an sehr angenehm zu trinken. Auch die Obstzucht ist im Verhältnisse zur Markung von Bedeutung und steht auf derselben Stufe, wie die in Beutelsbach. Die Güter-Preise stehen außerordentlich hoch; 1847 wurde ein Viertels-Morgen Weinberg bis zu 1000 fl. bezahlt. Rindvieh-Nachzucht findet bei dem Mangel an Futter und Streu nur so weit statt, als sie zu Wieder-Ersetzung des abgehenden Viehes erforderlich ist. Die Haltung ist theilweise gut (s. o. S. 49) und namentlich die Zahl der Kühe groß. Ein nicht unbeträchtlicher Theil ist jedoch noch sogenanntes Stellvieh, das den Juden gehört. Schafzucht treibt ein Bürger, der jedoch auswärtige Weiden besucht und auch auswärts überwintert. Auch die Bienenzucht ist zu erwähnen. Von Gewerben ist außer der Mahlmühle


  1. Der Umstand, daß der Ort, wie wohl wenige des Landes, fast keine andere Nahrungsquelle als den Weinbau hat und die Bevölkerung so außerordentlich gestiegen ist, macht das Fortkommen seiner Bewohner in einer Reihe von Weinfehljahren fast unmöglich. Daher geriethen auch, als Nachwirkung einer solchen Periode von 1813–1818 von 1819–1830, dem Ende der Pfandbereinigung, wo der Herbst nur 3700 fl. im Ganzen ertrug, 114, also etwa 1/3 der Bürger, in Gant. In demselben Jahre betrugen die Privat-Pfandschulden 181.791 fl. Von 1828–1829 war die Summe, welche Schnaith an Geld-Abgaben aller Art dem Staat, dem Amt und der Gemeindekasse zu entrichten hatte, 7277 fl., dazu die Zinsen aus den Privatschulden, also etwa 47 fl. auf die Familie. Überdieß klagt der Ort schon längst, daß er für das Steuer-Kataster nicht einmal die zulässigen 6/8 Kulturkosten von den Weinbergen abziehen darf, sondern mehr als die Hälfte derselben nur mit 5/8, 4/8, ja sogar nur 3/8 Abzug in das Kataster aufgenommen worden ist.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)