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stimmen, was den Ort Schnaith betrifft, mit jenen von Beutelsbach, auch bezüglich des Gesundheitszustandes überein.

Alle Zehenten bezieht der Staat; vom kleinen Zehenten ist jedoch Baach befreit. Mit Ausnahme von 31 fl. 48 kr. dem Hofcameralamt Stetten gebührenden Forstzinse stehen dem Staat auch alle anderen Grundgefälle zu, woran 189 fl. 18 kr. Geld-, 8 Sch. 3 S. 3 V. Frucht- und 4 E. 1 I. 3 M. Wein-Gilten, 101 fl. 39 kr. Heuzehnten etc. und 153 fl. 7 kr. Frohnrechte für 8840 fl. 51 kr. abgelöst worden, und noch 1754 fl. 18 kr. und 8 Sch. 5 S. Frucht wegen der Zehenten zu entrichten sind.

Der Hauptort Schnaith – weniger häufig Schnait – mit Marktgerechtigkeit, früher Sitz eines Amtmanns, liegt sehr freundlich an einem östlichen Rebenberge des zuvorgedachten Beutel-Thälchens, 3 Stunden südwestlich von Schorndorf. Es besteht aus einer langen Häuserreihe mit zwei in die östlich hinaufragenden Bergwände sich erstreckenden Flügeln. Die Gemeinde hat 267 Haupt- und 61 Neben-Gebäude. Fast mitten im Orte steht die ganz massive, ein längliches Viereck bildende gut erhaltene Kirche, mit einem niederen Thurm, der 3 Glocken enthält. Ursprünglich eine Kapelle, die schon 1683 sehr baufällig war, wurde sie 1748 in ihrem jetzigen Umfang neu hergestellt. In derselben befinden sich vier altdeutsche Gemälde von ausgezeichnetem Werthe: die Verkündigung, die Geburt Jesu und die Anbetung der Weisen darstellend. Sie gehörten zum Schreine des mit der Jahreszahl 1492 versehenen Altars, der an den Flügelthüren einige geschnitzte und einige bemalte Bilder in Lebensgröße enthält (Würt. Jahrb. 1841. 193), und sind unter Mitwirkung des würt. Alterthumsvereins 1846 restaurirt worden, Bei der Kirche steht das schöne Rathhaus und das auf Kosten der örtlichen Kassen zu bauende freundliche Pfarrhaus. Die drei ehemaligen Schlößchen im Dorfe sind längst im Besitze von Weingärtnern.

Die Markung von Schnaith hat an Baufeld 994/8 M. Gärten, 2004/8 M. willkürlich gebaute Felder, 4722/8 M. Wiesen und 3574/8 M. Weinberge; kaum 6/10 M. auf den Kopf. Daneben besitzen die Schnaither schon seit vielen Jahren etwa 200–250 M. Wiesen und Weinberge auf Beutelsbacher Markung. Die Gemeinde hat zwar die wenigsten Geburten, aber auch die geringste Sterblichkeit (s. o. S. 25). Die Einwohner von Schnaith (1683 – 800, 1702 – 700, 1774 – 1140, 1781 – 1260, 1815 – 1740) zeichnen sich nicht nur, wie S. 28 erwähnt, durch besondere Gewandtheit, sondern auch durch heiteren Humor aus. Sie sind äußerst fleißig und genügsam und mit ihrer Existenz beinahe ganz ausschließlich auf den Weinbau angewiesen. Ist auch hier vergleichungsweise der Privatwohlstand dermalen der beste, was in den für den Ort glücklicheren

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)