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Die Kaiserstraße führt an der Kirche vorüber und vor ihr steht eine große Linde, welche besonders wegen ihrer starken, weitverbreiteten Wurzeln merkwürdig ist. Die kleine, namhaft veränderte Kirche, hat spitzbogige Eingänge und an der Südseite ein niedliches, gothisches Fensterchen. Nach einer in der Kirche befindlichen Inschrift ist dieselbe 1460 erbaut, 1707 von den Franzosen verbrannt und 1717 wieder errichtet worden.

Die Ortsmarkung enthält 143/8 M. Gärten, 2992/8 M. Äcker und 2285/8 M. Wiesen, fast 2 M. Baufeldes auf den Kopf. Von 1819–1845 wurden 14 M. Allmand angebaut. (1716 – 118, 1774 – 164, 1815 – 232 Einwohner.) Die unter Aichelberg angegebenen Nahrungs- und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind auch auf diesen Waldort zu beziehen. Wie dort bemerkt, ist der hier wachsende Dinkel und Haber sehr gesucht, und es wird auch davon nach Schorndorf zu Markt gebracht. Auf 1 M. werden 1 Sch. Dinkel, oder je 4 S. Roggen, Gerste und Weizen und 5 S. Haber an Aussaat, sowie 5–8 Sch. Dinkel, 3–5 Sch. Roggen oder Gerste und 5–8 Sch. Haber als Ertrag gerechnet. Der Flachsbau ist hier noch bedeutend; seiner Feinheit wegen gesucht, wird der Flachs meistens vorausbestellt. Die Wiesen, nur zu 1/5 ergiebig, geben leichtes Heu; daher wird Futter von Außen gekauft. Ein M. Ackers wird mit 200–400 fl., Wiese mit 40–500 fl. bezahlt. Der Obstbau ist im Zunehmen. Die Rindviehzucht ist verhältnißmäßig sehr bedeutend und eine Hauptnahrungsquelle. Es wird theilweise noch ausgetrieben. Außer dem Handeln mit Holz ist von Gewerben nur die Fertigung guten Töpfergeschirrs zu erwähnen. –

Das Gemeinde-Vermögen besteht in 48 M. Grund-Eigenthum und 1270 fl. Kapitalien, die Gemeinde legt 400 fl. Gemeindeschaden um. Die Stiftungspflege hat nur 296 fl. Vermögen. – Der Pfarrer des Mutterorts Winterbach hat in Schlichten jährlich sechsmal zu predigen; als Reisekosten erhält derselbe jedesmal den sogenannten „Pfarrbatzen,“ von einem Bürger 4 kr., von einer Wittwe 2 kr. An der Schule steht ein Schulmeister; sie hat keine Stiftungen und nur 36 fl. Schulfond. Der Begräbniß-Platz ist außerhalb des Ortes.

Herzog Welf VI. (in seinem Siegel steht: Welfo Dei gratia dux Spol. March. Tuscie. princeps Sardinie) übergab 1185 dem Kloster Adelberg ein Gut in Ödenwälden (Oberwälden, OA. Göppingen) und erhielt dagegen von diesem aus den Händen des Kaisers Friedrich die Kirche Echterdingen und 2 Güter in Caninstatt und Slichtenwilare (Gabelkover). Bernold und Heinrich von Grüningen wurden 1344 von Württemberg mit einem Wald „uf Slithun“ belehnt (Sattler Gr. I. Beil. 104.)

Der ganze Ort bestand (nach Archivalien) ursprünglich nur aus

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)