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zu einer selbstständigen Gemeinde erhoben, von der sich jedoch Rohrbronn 1819 lostrennte, um eine Gemeinde für sich zu bilden.

Im Sommer und Herbst 1846 herrschte hier eine Schleim- und Nervenfieberepidemie, an welcher bis Oktober 30 Menschen starben.


Hegenlohe,
Gemeinde III. Kl. mit 360 Einw.; Ev. Pfarrei mit dem Filial Thomashardt (s. u.).


Das Pfarrdorf Hegenlohe, früher Hegenlow, „Hägenlau“, und so noch jetzt im Munde des Volkes, liegt auf der Höhe des Schlichtenwaldes, 21/2 St. südwestlich von Schorndorf, an der Grenze des O.A. Göppingen, an einem westlichen Abhange gegen das Reichenbacher Thal. Der Ort ist von Südwest bis Nordwest offen, von Norden, Nordost und Osten aber durch den etwas höher liegenden Theil der Markung geschützt.

Den großen und kleinen Zehenten beziehen je etwa hälftig der Staat und die Ortspfarrei, der Heuzehenten ist abgelöst. An den übrigen dem Staate ausschließlich zustehenden Grundrechten sind 33 fl. 19 kr. Geld- und 25 Sch. 51/2 S. Fruchtgefälle und 8 fl. 54 kr. Jagdfrohnen für 2329 fl. 55 kr. abgelöst, so daß er nur noch für seinen Zehentantheil 55 fl. 15 kr. und 18 Sch. 2 S. Frucht zu erheben hat.

Das Dörfchen, nächst Schlichten das kleinste des Oberamtes, mit 50 Haupt- und 17 Neben-Gebäuden, hätte, da diese beinahe alle in Obst- und Gras-Gärten zerstreut liegen, ein freundliches Aussehen, wenn die Gebäude nicht so gar ärmlich wären. An demselben führt die Straße nach Kirchheim vorüber. Vergleiche übrigens das über die Waldorte oben S. 108 ff. Gesagte.

Die mitten im Orte an einer Anhöhe gelegene Kirche zum h. Kreuz, der Sage nach ehemals eine Wallfahrtskirche, gehört der Bauart nach zwei Perioden an: und zwar scheint der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor, welcher spitzbogige Fenster ohne Füllungen hat, älter zu seyn als das Langhaus. Zwischen Chor und Langhaus steht seltsamer Weise der viereckige, mit einem Zeltdach gedeckte Thurm. Im Innern der Kirche befindet sich ein gothisch gehaltenes Wandkästchen mit der Jahreszahl (1479). Das Pfarrhaus wurde 1844 massiv von Sandsteinen neu gebaut, und gewährt eine weite Fernsicht. Die Schule ist im Rathhaus untergebracht. Eine Viertelstunde vom Ort in dem nach Reichenbach ausmündenden Thälchen steht eine Mahlmühle, die Bannmühle, und weiter unten eine Ölmühle, beide schwach betrieben. Sommers muß das Trinkwasser oft in einiger Entfernung vom Dorfe geholt werden. Die Markung begreift 363/8 M. Gärten, 2623/8 M. Äcker und 2156/8 M. Wiesen; an Baufeld kommen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)