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mannlehenbarer Eigenschaft den Freiherren vom Holtz (nach Abzug von 1/5 der Weinzehente zu 367 fl. 25 kr., der Fruchtzehente zu 118 fl. 48 kr. catastrirt). An den dem Staate gehörigen übrigen Grundgefällen sind 39 kr. Laudemien, 67 fl. 16 kr. Geld-, 3 S. 21/2 V. Frucht- und 2 Eimer Wein-Gefälle, 7 fl. 10 kr. steuerartige Abgaben und 14 fl. 56 kr. Jagdfrohnen, für 1964 fl. 48 kr. abgelöst worden und noch 152 fl. 54 kr. für den Weinzehentantheil zu erheben.

Hebsack – früher auch Hepsack und Heppsack – ist ziemlich freundlich und reinlich und lehnt sich an den Fuß der Berglen an. Das Dorf zählt 108 Haupt- und 15 Neben-Gebäude. Das Kirchlein an der Straße, fast mitten im Orte, ist klein, gothischen Styls, ganz von Stein und wohl nicht viel jünger als die Mutterkirche Winterbach. In demselben befinden sich fünf aus Holz geschnitzte, vergoldete und gemalte, zum Theil sehr große Figuren, aus der Geschichte des neuen Testaments. Die Flügelthüren des Kastens, worin sie stehen, enthalten Gemälde, die Weisen aus Morgenland und das Jesuskind darstellend. Diese gute, jedoch sehr beschädigte Arbeit aus dem 16. Jahrhundert ist Eigenthum der Stiftungspflege. Der Pfarrer von Winterbach hat hier zu taufen, 6–7mal jährlich zu predigen und Buß- und Bet-Tage zu feiern. In dem freundlich gelegenen Rathhaus ist auch die Schule.

Die kleine Markung begreift an Baufeld nur 181/8 M. Gärten, 845/8 M. willkürlich gebaute Felder, 835/8 M. meist zweimähdige Wiesen und 1402/8 M. Weinberge. Der durchschnittliche Betreff von 4/10 M. auf den Kopf ist hier am kleinsten (der Ort zählte 1774 – 452, 1815 – 611 Einwohner). Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind sehr gering; die meisten sind arm. Nächst dem Weinbau bildet die hienach erwähnte Blauhemden-Fabrikation ein Haupterwerbsmittel. Der Zustand der Landwirthschaft ist für die gegebenen Verhältnisse gut. Die wenigen Äcker werden mit dem Spaten gebaut; einige Pflüge finden sich erst seit neuerer Zeit im Orte. Dinkel und Weizen, als vorherrschende Halmfrucht, werden gleich stark gebaut. Die Aussaat ist beziehungsweise 71/2 und 4 S., der Ertrag 12 und 4 Sch. vom M. Hanf wird mehr angebaut als Flachs. Die Wiesen sind ergiebig. Die Weinberge liegen an Bergen, haben 3600–4000 Stöcke auf den M., meist Sylvaner und Elblinge und geben einen dem Grunbacher ähnlichen Wein. Der höchste Ertrag ist 9 E. vom M.; der höchste Preis (1846) 60 fl. vom E. Ein M. Ackers oder Weinbergs wird zu 530–800 fl., Wiesen 680–800 fl. verkauft. Von Bedeutung ist auch der Obstbau; namentlich sind es Kirschen, welche zumal nach Bayern abgesetzt werden. Der Rindviehstand, obgleich im Verhältniß zur Bodenfläche hier am größten, genügt dem Bedürfnisse nicht, kann aber auch nicht wohl vergrößert werden. Der

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)