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namentlich mit schönen Baumgütern angebaut. Nördlich von Geradstetten in den Berglen liegen der Rollhof und etwas entfernter der Bauersberg; der Kernershof liegt ebenda, in dem Geradstetten und Grunbach trennenden Seitenthälchen. Die Gegend ist reich an nie vertrocknenden Quellen; deren zwei speisen 5 laufende Brunnen mit Wasser in Überfluß. Nahe bei Geradstetten, am Fuß eines etwa 12′ hohen Rains, befindet sich ein Hungerbrunnen, der sich aus 2 Quellen ergießt. Wenn diese, namentlich die obern, fließen, so hält man es für ein Zeichen kommender Theurung. Im Jahr 1816 flossen sie so stark, daß der ganze Rain durchnäßt war und zusammenrutschen wollte; 1845 und 1846 flossen sie ebenfalls, 1847 aber vertrockneten sie. Die südlich 10 Minuten vom Dorfe fließende Rems hat, seit 1832/37 mit einem Aufwande von 1155 fl. 38 kr. für die Gemeinde 6 Krümmungen abgegraben worden, einen ziemlich geraden Lauf und nimmt die zuvor erwähnten Bäche auf. Der sehr fruchtbare Boden besteht auf der Höhe aus Sand mit steinigem Untergrund, an den Abhängen aus tiefgehendem, blauem und rothem Keuper-Mergel, hier „Kerf“ genannt, im Thal aber aus 25′ tiefem, schlammigem Sand. Gewitter sind nicht häufig und Hagelschlag ist selten; die Luft ist rein und gesund und Frühlingsfröste kommen nicht oft vor. In dem nördlich gelegenen Gemeindewald findet sich unbenützte Töpfererde, und auf anderen Punkten der Markung Brüche von Sandstein und von Gyps, welcher sowohl zum Düngen benützt, als zum Bilderformen verkauft wird.

Alle Grundrechte stehen dem Staate zu, die Zehenten von der Kellerei, der Pfarrei und dem Stifte Beutelsbach her. Namens der einzelnen Pflichtigen hat die Gemeinde 178 fl. 58 kr. Zinsen, 28 Sch. 2 S. Frucht, 3 E. 9 I. 5 M. Wein, 162 fl. 40 kr. Heuzehenten und Theilwein, 55 fl. 13 kr. forstliche Rechte und 222 fl. Jagdfrohnen um 10.240 fl. 59 kr. abgelöst und noch 1289 fl. 29 kr. und 87 Sch. Frucht für den Zehenten zu entrichten.

Das Pfarrdorf Geradstetten – in älteren Zeiten Gerhardstetten – Sitz eines Revierförsters, 11/2 Stunde westlich von Schorndorf, liegt an der von Stuttgart nach Nürnberg führenden Hauptstraße, die durch den Ort führt, und lehnt sich an den Fuß der Berglen an. Es ist ziemlich enge gebaut, daher im Innern nicht sehr freundlich, aber reinlich. Die Häuser sind größtentheils gut erhalten und ansehnlich, aber ihre Zahl – 214 Haupt- und 46 Neben-Gebäude (1690 waren nur 93 Wohnhäuser) – reicht für die wachsende Einwohnerschaft nicht mehr zu. Die Kirche zum h. Conrad steht mitten im Dorf auf einem erhöhten Platz, ist bis unter das Dach von Stein, hat einen hohen massiven Thurm mit auffallender Spitze und 3 Glocken, ein schönes Chor mit Kreuzgewölbe,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)