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im J. 1321 das Stift in die geschütztere Stadt Stuttgart zu verlegen, wozu er bei P. Johann XXII. in Avignon persönlich die Erlaubniß einholte. Nach dieser Verlegung machte übrigens das Stift immerhin noch Erwerbungen in Beutelsbach, wenigstens erkaufte es im J. 1352 um 70 Pfd. hllr. von Woltpolt von Wernshausen, was derselbe an Korn-, Wein- und anderen Zehenten daselbst besaß (Besold a. a. O. 28). Bis auf die neueren Zeiten besorgte ein Pfleger allhier die Einkünfte der Stuttgarter Stiftsverwaltung. Dieselbe besaß im Orte selbst bloß die Zehentrechte und einige Geldgefälle. Der Besitz der Kellerei bestand 1500 nur in der Mühle, der Badstube, einem Hof und drei Lehen. Die übrigen Güter waren bereits zersplittert.

Die hiesige Ortskirche hatte zu Filialien: Aichelberg und Stetten bis zum Jahr 1482, Schnaith bis 1555; eine Frühmeßpfründ in ihr bewidmen im J. 1343 die Gemeinde Beutelsbach und Albert Ulmer von Eßlingen. Neben der Pfarrstelle bestand in protestantischer Zeit, aber bloß in den Jahren 1553–1577, noch die weitere eines Diaconus. Auf dem mehrerwähnten Kappelberg stand die St. Nicolai-Kapelle, welche dem Berg den Namen gab; sie wurde i. J. 1394 unter bischöflich constanzischer Bestätigung von der Ortsgemeinde bewidmet. Darin war eine weitere Pfründe zu St. Peters- und Pauls-Altar; im J. 1450 erkaufte sie ein Zwölftheil des Korn- und Wein-Zehenten zu Strümpfelbach und Endersbach um 450 fl. Ihre Aufhebung erfolgte bald nach der Reformation.

Zu Anfang des 16. Jahrh. ging von Beutelsbach der bekannte Aufruhr des armen Konrads aus, wie bei Schorndorf erzählt ist. Der Kappelberg war ein ursprünglicher Vereinigungspunkt (Aretin Beiträge 7,627). Volmar von Beutelsbach war Bauernhauptmann auf diesem Berge. (Heyd Ulrich 1,339. 344.)

Im dreißigjährigen Kriege hatte das bayrische Heer den 29. August (8. Sept.) 1645 in Beutelsbach ein Lager, welches es jedoch bald verließ. Im spanischen Erbfolgekriege befand sich Mitte Juni 1707 allhier das französische Hauptquartier. Während des Feldzugs von 1790 stand allda am 23. Juli unter dem Generalmajor Fürsten von Lichtenstein die Nachhut des nach Schorndorf zurückgezogenen österreichischen Heeres. (v. Martens 466, 607, 654.)

Im Sommer 1796 brach in Beutelsbach und den umliegenden Orten eine Rindviehseuche, die Übergälle, aus, welche hier in kurzer Zeit gegen 150 Stücke wegraffte. Die große Noth rief eine Handlung hervor, welche das Dorf in ein großes Geschrei brachte, und als Nachklang abergläubischer Gebräuche, soweit die Sache amtlich erhoben wurde, um so mehr erwähnt zu werden verdient, als noch entstellende Mährchen darüber im Umlauf sind. Auf den Rath eines französischen Thierarztes, der in Endersbach

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)