Seite:OberamtSchorndorf0129.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Gründer gilt gewöhnlich Graf Ulrich mit dem Daumen † 1265,[1] welcher deßhalb häufig der Stifter heißt, indeß ist wahrscheinlich, daß derselbe das Stift bloß erneuerte und erweiterte, denn P. Johann XXII. in einer Bulle vom 17. Juni 1320 erwähnt ein Schreiben Graf Eberhard’s des Erlauchten (Sohns des eben genannten Ulrichs), wonach das Stift schon längst von Eberhards Voreltern gegründet war.

Im J. 1247 Nov. 27, zur Zeit des Kampfes der Kirche mit den letzten Hohenstaufen, erhielt das Stift von P. Innocenz IV. Erlaubniß, beim allgemeinen Interdikt Stillmessen zu lesen.

Zu Graf Ulrichs Zeit hatte Beutelsbach einen Propst, sechs Chorherren und sechs Vicarien. Ulrichs Sohn, Graf Eberhard, war im J. 1287 mit dem Stifte in Streit gerathen, welcher von dem Bischof Rudolf von Constanz durch den Waiblinger Vertrag vom 21. Decemb. 1287 dahin vermittelt wurde: Der Propst und die Stiftsherren sollten sich hienach künftig nicht mehr außerhalb des Stiftes aufhalten, sondern daselbst des Gottesdienstes pflegen; diejenigen unter ihnen, welche zu priesterlichen Orden noch nicht geweiht seien, sollen binnen Jahresfrist solche annehmen und die Ungehorsamen ausgestoßen werden. Die Zahl der Chorherren sollte um zwei vermehrt werden, sobald die Einkünfte des Stifts es erlaubten. Die Pröpste sollten aus der Mitte der Chorherren – und nur im Falle, daß keiner von ihnen zur Übernahme dieser Würde tüchtig seyn sollte – ein Fremder gewählt werden. Dem Grafen wurde das Bestätigungsrecht eingeräumt.

Der früheste bekannte Beutelsbacher Propst ist Berthold; er kommt vor in einer Kloster Weissenauer Urkunde vom 22. Oct. 1253 (Orig. im Stuttgarter Staatsarchiv) und später bis zum J. 1266. Im J. 1287, Dec. 21 bis 1290 erscheint Propst Diether (von Kaltenthal), im J. 1307 u. folg. Marquard von Kaltenthal, unter welchem das Stift nach Stuttgart verlegt wurde. [2]

Um’s J. 1311, als, von K. Heinrich VII. geächtet, Graf Eberhard von Württemberg mit Ausnahme von ein Paar Burgen sein ganzes Land verlor, fiel auch die Wiege und das Erbbegräbniß seines Geschlechts, die Stammburg Württemberg und das Stift Beutelsbach, der Zerstörungswuth der erbitterten Feinde des Grafen anheim; nicht einmal der Grabsteine in Beutelsbach wurde geschont. Dies gab dem Grafen Veranlassung,


  1. Dieser war ursprünglich auch hier begraben und seine Gebeine kamen erst mit Verlegung des Stifts nach Stuttgart.
  2. Von dem Stifte handeln: (Besold) Documenta concernentia ecclesiam collegiatam Stuetgardiensem. Tubingae 1636. 4. Materialien zu einer Geschichte des Stifts Beutelsbach und der jetzigen Stiftskirche in Stuttgart. Augsburg 1781. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)