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der längst verlassenen Gruft, welche sich um Vieles über die jetzige Kirche hinaus auf einen Platz erstreckt, wo eine schöne alte Linde steht. Vorzüglich schön ist der Klang der drei Thurmglocken. – Das Stiftshaus soll das ehemalige Cameralamts-Gebäude gewesen seyn, das nebst Fruchtkasten 1836 an einen Privaten verkauft ward. Das nahe gelegene Pfarrhaus soll den Stifts-Kaplanen zur Wohnung gedient haben. Alle diese Gebäude waren mit einer hohen, dicken, durch Thürme befestigten Mauer umgeben, wovon noch einige Reste stehen, und ein Thurm jetzt als Orts-Gefängniß dient. – Das Rathhaus trägt die Jahreszahl 1577. Das Schulhaus wurde 1825 erweitert.

Die Markung begreift 24563/8 M., worunter 72 M. Gärten, 9137/8 M. Acker (davon 3637/8 M. willkürlich gebaute Felder), 4475/8 M. meist zweimähdige Wiesen und 4535/8 M. Weinberge; an Baufeld kommen also 1,06 M. auf den Kopf.

Die Einwohner haben durch großen Fleiß den Bodenbau zur eigentlichen Gartencultur gesteigert. Der großen Bodenzerstücklung und der stark gewachsenen Bevölkerung (1702 – 750, 1774 – 1204, 1781 – 1365, 1815 – 1761 Einwohner) ungeachtet kann der Nahrungsstand, dessen Hauptquelle in Weinbau und Viehzucht besteht, als ziemlich gut bezeichnet werden. Es findet sich viele Neigung zu neuen Culturen. Zur Düngung wird die Mistjauche sorgfältig benützt, um so mehr gedeihen bei der herrschenden Spatenwirthschaft auch die Getreidearten; indessen ist das Getreide-Erzeugniß dem örtlichen Bedürfnisse nicht genügend. Die Hauptfrucht ist Dinkel. Die schönen Wiesen liefern gutes reichliches Futter, welches durch den daneben bedeutenden Runkelrübenbau vermehrt wird. Die Weinberge haben allermeist eine gute Lage und sind mit Elblingen, Gutedeln, Wälschen, Burgundern, Klevnern bestockt. Es finden sich hier noch manche alte, selten gewordene Rebsorten, z. B. der grüne Klevner. Im J. 1646 ist von 31/4 M. „Kaiser- oder Frenschweingarten“ in einem Lagerbuche die Rede, deren besonders guter Wein zum Hofhalt in Stuttgart abgegeben ward. Die vorzüglichste Lage ist der Füßtobel. Der Wein, dessen Farbe früher mehr gelb und orange war, eignet sich, mehr als der gewöhnliche Remsthaler, auch auf’s Lager, und behauptete schon im Mittelalter einen guten Ruf; mit dem Schnaither, Kleinheppacher und Korber gehört er zu den besten des Remsthales. In guten Jahren trägt ein Morgen bis 12 E. bei einem Preise von 30–70 fl.


    ist ein byzantinisches Ornament mit Lilienverzierung. S. eine Abbildung, bei Sattler, Topogr. Taf. zu S. 40 Fig. 4 a und besser bei Heideloff, Ornamentik des M. A. Bd. 3. Heft 6. Pl. 3. Fig. a, woselbst auf Fig. d ein Giebelkreuz und Fig. i ein Kopf, beide, wie oben erwähnt, bei der Beutelsbacher Kirche gefunden, dargestellt sind.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)