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Gemeinde am 15. Nov. 1848 eine beständige Pfarrverweserei errichtet. Indessen protestirten Unterhütt und Nassachmühle, die erst 1835 von Uhingen nach Ebersbach umgepfarrt worden waren, gegen diese Anordnung, worauf ihnen am 25. Mai 1849 gestattet wurde, im kirchlichen Verbande mit Ebersbach zu bleiben, so daß nun Baiereck für sich allein eine Pfarrgemeinde bildet. An der Schule, die bis 1808, wo das Publikum zu Beisteuern für ein Schulhaus aufgefordert ward, abwechslungsweise in Bauernhäusern gehalten wurde und die nur 13 fl. Schulfond hat, steht vorerst noch ein Schulamtsverweser. Winters ist eine Industrieschule für Mädchen im Gange. Auch für Nassach-Unterhütt besteht seit 1826 in Nassach eine Schule (s. Hundsholz). Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her.

b) Nassachmühle, 5/4 Stunden südwestlich von Baiereck, auf der Oberamtsgrenze, an der obenerwähnten in’s Filsthal ausmündenden Straße, auf der linken Seite des Nassachbaches, ist eine unbedeutende Papiermühle, der es häufig an Wasser gebricht, mit eigener Markung von 17 M.

c) Unterhütt, Weiler, liegt südöstlich 3/4 St. von Baiereck, auf der rechten Seite des Nassachbaches und hieß, wohl im Gegensatze zu dem jüngern Baiereck, früher Alte Hütten. Hier ist das Thal noch enger, die Berge steigen noch schroffer auf, und der Weiler mit seinen ärmlichen, unreinlichen Hütten macht einen noch traurigeren Eindruck, als Baiereck. Die Markung begreift ohne die oben erwähnten 20 M. Waldboden an Baufeld nur 12/8 M. Garten, 197/8 M. willkürlich gebaute Äcker und 267/8 M. Wiesen; also blos 4/10 auf den Kopf.

Da die Felder auf der Winterseite liegen, gehören sie schon deswegen zu den unfruchtbaren. Die Bewohner, welche die Kohlenbrennerei gewerbsmäßig betreiben, setzen die Kohlen größtentheils nach Stuttgart ab.

Baiereck, das in ältern Zeiten zum Schlichter Waldgericht (s. o. S. 74) gehörte, ist wahrscheinlich erst im späteren Mittelalter entstanden. Aus Archivalacten ist Folgendes zu entnehmen. Um’s Jahr 1400 wurde hier eine Glashütte errichtet, die aber 1553 wieder einging. Die abgelegene Lage des Ortes und vielleicht auch die Glashütte brachte es wohl mit sich, daß sich hier, unbekümmert um die allgemeinen Einrichtungen, ganz eigenthümliche Zustände bilden konnten. Der Forstmeister von Schorndorf hatte noch 1507 die Macht, die Einwohner in eine ihm beliebige Pfarrei zu verordnen, und er war es, der sowohl die großen Zehenten (den kleinen die Pfarrei Ebersbach), als die Laudemien und jährlichen Grundgefälle von der Badstube und 3 Lehen in Baiereck erhob. Aus diesem, Alte Hütten im Nassach, Diegelsberg (Oberamts Göppingen) und Fliegenhof wurde ein eigenes Ämtchen gebildet, das in Gemeinschaft

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)