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In militärischer Hinsicht ist jetzt nur noch von Truppendurchzügen die Rede. Im österreichischen Successionskrieg traf eine Colonne der Franzosen, welche der französische Marschall v. Belleisle nach Deutschland führte, am 25. Aug. 1741 hier ein und hielt am 26. einen Rasttag; am 17. Juli 1743 weilte allda der Herzog von Lothringen mit einem Theile seines Heeres.

Im Feldzuge von 1796 verlegte Erzherzog Karl, welcher am 22. Juli Abends seinen Rückzug von Canstatt antrat, hieher sein Hauptquartier, von dem er schon den 24. Juli wieder in der Richtung nach Gmünd aufbrach. Eine Nachhut von Österreichern blieb in der Gegend zurück, welche am 25. Juli bei der Stadt durch die Vorposten der französischen Division Delmas angegriffen und bis in die Stadt zurückgetrieben wurde. Im Besitz der Stadtwälle, schützten die Österreicher indeß mit Hülfe ihres Geschützes noch kurze Zeit die Stadt, bis deren Thor am 26. Juli General Defair erbrach, worauf Moreau am 30. Juli sein Hauptquartier hieher verlegte. [1]

Schließlich stellen wir hier noch einige Unglücksfälle zusammen, welche, außer den oben erwähnten, worunter die Niederbrennung der Stadt i. J. 1634 obenan steht, Stadt und Umgegend getroffen haben. Im Winter 1431/32 erfroren die Weinberge dergestalt, daß die Schorndorfer von den Grafen Ludwig und Ulrich einen sechsjährigen Steuernachlaß erhielten. Mißwachs drückte die Gegend in den Jahren 1550, 1571, 1589, 1594, die Pest wüthete 1462, wo deßwegen die Schule nach Weiler verlegt werden mußte, ferner 1543 und 1550, eine Viehseuche 1743. Am 23. Mai 1690, als ein Soldat beim mittleren Thor Feuer einlegte, wurden 75 meist neue Gebäude, mit zwei Kindern, am 3. Dec. 1743 deren 130 (Verlust 150.068 fl.) ein Raub der Flammen. Im Jahr 1773 und Febr. 1809 litt die Stadt durch Wassersnoth. In der Nacht vom 31. Juli auf 1. Aug. 1813 schlug der Blitz binnen 2–3 Minuten in ein Haus in der Stadt und in die Stadtschreiberei in der Vorstadt, wodurch dort 3 und hier 5 Häuser abbrannten. Am 27. April 1841 brannten wieder 4 Gebäude ab und verloren dabei 4 Menschen das Leben.


Aichelberg.
Gemeinde III. Kl. mit 713 Einw. Ev. Pfarrei mit Filialien: Schanbach und Lobenroth O.A. Canstatt, Krummenhard O.A. Eßlingen.


Bei dieser dem Alphabet nach zuerst vorkommenden Gemeinde des Wald-Bezirkes, dessen besonderer Beschaffenheit und übriger


  1. Die Kriegskosten von Stadt und Amt Schorndorf überhaupt aus den Jahren 1794–1813 berechnet Rösch S. 76 auf 1.300.000 fl., wovon 1/4 die Stadt leiden mußte.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0108.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)