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Jost Faber, nach diesem – als ungebetene Gäste – schwedische Truppen, meist zusammengerottetes Gesindel unter dem Obersten Taupadell, welcher einen von Stuttgart erhaltenen Befehl vorzeigte, daß er das Commando der Stadt zu übernehmen habe. Eiligst setzten diese Schweden den Wall in besseren Vertheidigungsstand, bauten Schanzen, brachen die Kirche, welche beim Gottesacker stand und die Mauern des letzten selbst ab, und brannten die ganze Vorstadt, worin 300 Bürger wohnten, nieder, Taupadell nahm der Stadt an Geld und Silbergeräthschaften 10.500 fl. weg, leerte einen Stock mit 2600 fl. landschaftlicher Gelder, welcher der Stadt in Verwahrung gegeben war. Mit seiner allmälig auf 2000 Mann angewachsenen Mannschaft machte er Ausfälle, bis er am 26. Oct. (5. Nov.) durch den Generallieutenant Graf Gallas, welcher bisher in Beutelsbach gelegen, mit 7 Regimentern enger eingeschlossen wurde. Am 24. Nov. (4. Dec.) Abends wurde Schorndorf vom Ziegelgraben (auf der Seite des Ottilienbergs) aus mit Granaten beschossen und innerhalb 18 Stunden verheerte die, zumal durch fünfmal veränderten Wind verstärkte Flamme die ganze Stadt mit Ausnahme des Schlosses und zweier Häuser. So mußte schon am folgenden Tage, 25. Nov. (5. Dec.), Taupadell sich ergeben; eine Übereinkunft, geschlossen mit dem kaiserlichen Obersten von Mühlheim (Gallas war weiter gezogen), sicherte jedoch der Besatzung freien Abzug mit allen Ehrenzeichen und der Bürgerschaft die Religionsfreiheit. Nach der Übergabe besetzten vier Compagnien Buttler’scher [1] Dragoner die greulich verwüstete Stadt, in welcher man kaum 40 Bürger statt der früheren 840 zählte. So verblieb Schorndorf, 12 Jahre lang, in kaiserlichen Händen. 1

Obgleich im Jahre 1638 dem Herzog sein Land größtentheils zurückgegeben wurde, so trat für Schorndorf die Wendung der Dinge erst im Sommer 1646 ein. Schorndorf hatte damals eine Besatzung von 200 Bayern, unter Oberstlieutenant Röhwein, als der französische Feldmarschall Turenne, welcher sein Hauptquartier in Winterbach, dann in Weiler hatte, am 25. Aug. (4. Sept.) die Stadt belagerte, aus zwei Batterien auf sie schießen, seine Mannschaft bis an den Graben vorrücken, 15.000 Faschinen in denselben werfen und alle Anstalt zur Berennung machen ließ. Da ergab sich nach bedeutendem Verluste die Besatzung am 29. Aug. (8. Sept.) Abends und erhielt freien Abzug, worauf Schorndorf 400 Franzosen unter dem Generaladjutanten von Groot zur Besatzung bekam, zu deren Unterhalt Herzog Eberhard von Württemberg monatlich 2700 Reichsthaler beisteuern mußte (v. Martens 474). Der eben erwähnten


  1. Der bekannte Mörder Wallenstein’s, Buttler, soll selbst in Schorndorf gestorben sein; jedenfalls wurde von hier aus seine Leiche in einem bleiernen Sarge nach Böhmen abgeführt. v. Martens 376.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)