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Privatvereine bestehen:

a) Für Erhaltung der obenerwähnten Kleinkinderschule, wofür zunächst eine auf den Tod der Königin Katharine veranstaltete Collecte von 600 fl. verwandt wird;

b) für Unterbringung verwahrloster Kinder in Rettungshäusern, und

c) für Speisung armer Kranker und Gebrechlicher, 1850 von 115 Mitgliedern gegründet. Der meist aus Frauen bestehende Ausschuß hat die Kranken zu besuchen und auch auf die sittlichen Verhältnisse einzuwirken.

Mit dem städtischen Armenhause steht das S. 62 erwähnte, am äußersten Ende der Vorstadt gelegene, auf gemeinschaftliche Kosten der Oberamtspflege und des Hospitals 1827 erbaute und eingerichtete Krankenhaus: ein zweistöckiges Gebäude mit 7 Kranken-, 1 Inspections- und 1 Sections-Zimmer, in Verbindung. Es hat keine besondere Dotation; die Unterhaltungs- und Einrichtungs-Kosten werden je hälftig von der Oberamtspflege und der Hospitalpflege, die Kur- und Verpflegungs-Kosten aber von den Kranken oder ihren Heimathsgemeinden bestritten.

Übrigens haben in Schorndorf 4 praktische Ärzte und 3 Wundärzte ihren Sitz. Auch ein kleines Irrenhaus, eine Privatanstalt, ist zu erwähnen.

Der Gottesacker, früher vor dem obern Thor östlich von der Stadt gelegen, ist 1840 auf der Südseite neu angelegt worden; er ist mit einer schönen Mauer umgeben und mit einem freundlichen Eingang geschmückt. Ein noch älterer Begräbnißplatz, der bei dem ersterwähnten, gleichfalls vor der Stadt, gelegen haben muß und worauf die St. Jakobskapelle stand, mußte einst wegen des Festungsbaues hinter das Schloß verlegt werden wann er eingegangen, ist unbekannt.


Kirchliche Verhältnisse.

An der Kirche stehen ein Stadtpfarrer, der zugleich Dekan ist, und ein Diaconus. Von 1570 bis 1635 waren zwei Diaconen. Einige Zeit lang (z. B. 1648) war auch ein Garnisonsprediger hier. Seit der Reformation hat die Kirche kein Filial mehr. Das Patronat war stets landesherrlich. Für die Kirchenmusik ist außer einem Organisten ein Musikdirector (beide zugleich Schulmeister) angestellt und sind neben dem Stadtzinkenisten zwei aus einer hiefür bestimmten Stiftung (s. oben) salarirte Kirchensängerinnen und mehrere Bürger und Bürgerssöhne hiebei thätig.

Von Klöstern bestand nur ein einziges in Schorndorf, ein Beguinen-Kloster St. Franciscanerordens dritter Regel, hinter der lateinischen Schule. Im J. 1581 übergab die letzte übrige Schwester das Vermögen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)