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Stadt legte 1788 eine schöne Obstbaumschule an und räumte einige 30 M. Allmanden den Bürgern ein, die alsbald mit 800 Obstbäumen besetzt wurden. Weitere 297 M. Viehweiden und 37 M. Allmanden wurden 1795 und beziehungsweise 1841 zur Obstkultur vertheilt. Jetzt sind, einschließlich der Baumäcker und Baumwiesen, 668 M. dem Obstbau gewidmet. Im J. 1847 wuchsen mehr als 150.000 Simri Kernobstes auf der Markung. Die Stadt ist, wie schon bemerkt, rings von schönen Gärten umgeben; der Handel mit Gartenerzeugnissen, der früher Gewinn brachte, hat, seit die Kulturen in Gmünd, Welzheim etc., wohin der Absatz stattfand, sich gehoben haben, in neuerer Zeit abgenommen.

Was die Gewerbe betrifft, so ergibt die nachfolgende Übersicht auf 444 Meister nur 153 Gehilfen; hiernach ist die Handwerker-Industrie um so weniger von Bedeutung, als viele Meister, welche mehr oder weniger Grundstücke besitzen, zugleich Landwirthschaft betreiben. Die meisten Handwerker arbeiten für den örtlichen Bedarf der Stadt und des Bezirks, ohne sich auf Gegenstände des auswärtigen Handels einzulassen. Indessen hat sich die Lage mancher kleinen Gewerbe hier wie anderwärts besonders dadurch verschlimmert, daß viele Artikel, wie Eisenwaaren u. dgl. wohlfeiler, als sie von jenen gefertigt werden können, aus Fabriken bezogen und im Kleinhandel verkauft werden. Fabriken selbst aber wollten bisher theils wegen Mangels an Wasserkraft (da die Rems ein geringes Gefäll hat), theils wegen Mangels an unternehmenden Capitalisten, in Schorndorf nicht heimisch werden; wiewohl der Gang einiger eingeführten Industrie-Unternehmungen als befriedigend bezeichnet werden kann.

Die Buchdruckerei, in Verbindung mit einer lithographischen Presse von C. T. Mayer, gibt seit 1835 das zweimal wöchentlich erscheinende Intelligenzblatt für den Oberamts-Bezirk heraus. Desgleichen haben die beiden Kupferstecher Gugeler und Brust, welche an dem Atlas zur Kugler’schen Kunstgeschichte arbeiten, hier ihren Sitz.

Die 1798 errichtete Tabaksfabrik von Christian Rapp (Besitzer Adolph Burk), in welcher 2/3 amerikanische und 1/3 Pfälzer Blätter vermittelst Pferdekraft zu Schnupf- und Rauch-Tabak verarbeitet werden, beschäftigt 18–20 Personen. Der seit vielen Jahren sich gleich gebliebene Absatz dieses soliden Geschäftes beschränkt sich auf das Inland.

Die 1824 errichtete und alsbald mit einem sechsjährigen Patent ausgestattete Fingerhutfabrik von Ferdinand Gabler wird durch Wasserkraft und 8 Arbeiter betrieben; die soliden Fabrikate sind silberne, neuerlich auch neusilberne, messingene und eiserne Fingerhüte aller Art, welche in alle Zollvereinsstaaten, sowie nach Hamburg, Bremen und der Schweiz abgesetzt werden. – Ein weiteres Unternehmen mit mechanischer

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)