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steht sichtlich unter dem nachtheiligen Einflusse, welchen überall bei dürftigen Nahrungs-Verhältnissen schwere Feldarbeit und hauptsächlich Weinbau ausüben, wobei schon die Kinder behülflich sein müssen; auch tritt der im Remsthal nicht selten bis zum Cretinismus gesteigerte scrophulöse Habitus der untern, in schlechte enge Wohnungen zusammengedrängten Klassen stark hervor. Dagegen ist der Gesundheitszustand gut; epidemische Krankheiten sind selten, endemische nicht vorhanden, und hohes Alter kommt, wie obige Ziffern zeigen, häufig vor.

Unter den merkwürdigeren Männern, welche Schorndorf hervorgebracht, sind zu nennen:

Sebastian Schertlin von Burtenbach, geb. am 12. Febr. 1496 von bürgerlichen Eltern. Anfänglich zur Theologie bestimmt, i. J. 1516 Tübinger Magister geworden, ging er bald in den Kriegsdienst über, in dem er als einer der ersten Helden seiner Zeit glänzt; 1521 zog er unter Georg von Frundsberg gegen K. Franz I. von Frankreich, focht 1522 gegen die Türken, 1525 in Italien, half 1527 unter genanntem Frundsberg die Stadt Rom einnehmen und war mit unter den Hauptleuten, welche den Papst Clemens VII. zur Unterschrift der Capitulation zwangen. Im J. 1530 von der Stadt Augsburg zum Hauptmann gewählt, erkaufte er sich i. J. 1532 in der Nähe dieser Stadt das Schloß Burtenbach um 17.000 fl. Im J. 1532 focht er abermals gegen die Türken unter K. Karl V. als Anführer des Augsburger Contingents. Im Jahr 1536 zog er über Italien nach Frankreich, in welchem Lande er später, 1544, Chateau-Thierry und Soissons für K. Karl V. eroberte. Im J. 1545 zu den Protestanten übergetreten, zog er sich dieses Kaisers Ungnade und die Reichsacht zu, worauf er für Frankreich im lothringischen Kriege kämpfte. In späteren Jahren nahm ihn die Stadt Augsburg wiederum zum Hauptmann, so unentbehrlich hatte er sich ihr gemacht. Einen heitern Lebensabend verlebte er in Burtenbach; er starb hochbetagt den 18. Nov. 1577 zu Augsburg und wurde in Burtenbach beigesetzt.

Jakob Schegk, geb. am 7. Juni 1511, hieß eigentlich Degen, ein Tübinger Magister, welcher neben der Theologie auch Medicin studirte. In Tübingen Professor geworden, lehrte er letztere Wissenschaft neben der Philosophie, in dieser als scharfsinniger Ausleger des Aristoteles ausgezeichnet. Eine mehrjährige unheilbare Blindheit hinderte ihn nicht an der Ausübung seines Berufes. Er war Schriftsteller in verschiedenen Fächern und starb den 9. Mai 1587.

Martin Aichmann, geb. den 13. Sept. 1550, ein ausgezeichneter Rechtskundiger und trefflicher Geschäftsmann, trat 1579 in ansbachische, 1582 in württembergische Dienste, in welchen er sich i. J. 1589 zum Kanzler emporschwang. Da er sich mit seinem Schwager Enslin nicht

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)