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Von dem Schönbühl[1] aus überblickt man nicht nur einen großen Theil des Remsthales, sondern auch die Fläche von Ludwigsburg und Bietigheim, den Asberg, Strom- und Heuchel-Berg und im fernen Hintergrunde selbst einige Kuppen des Odenwaldes; aber auch einen Theil der Alp, wie Neuffen und Teck und selbst die Kuppe des Hohenstaufen erblickt man noch. Die westliche Fortsetzung des Schönbühls, der Kappelberg, gewährt ebenfalls eine schöne Aussicht.

Das Remsthal selbst gleicht besonders zur Zeit der Baumblüthe oder Obstreife einem großen und schönen Garten, über welchen die Natur die Fülle ihrer Segnungen ausgegossen hat; bei und unterhalb Schorndorf bilden – wie um Eßlingen – die Obstbäume förmliche Wälder. Kein Wunder daher, wenn schon Kaiser Joseph bei seiner Durchreise von Paris nach Wien im Jahr 1777 dem damaligen Oberamtmann Paulus sagte: „Ihr Herzog hat ein schönes Land, und Ihr Remsthal könnte man einen Garten Gottes heißen“. – Anmuthige Waldpartieen sind auf dem Schur- und Schlichten-Wald häufig zu treffen, und selbst das Wieslaufthal bietet manche dergleichen.


4. Boden.

Der Boden gehört fast überall zu den fruchtbaren und ist auch meist leicht zu bearbeiten. Auf der Höhe des Schur- und Schlichten-Waldes herrscht ein etwas leichter, sandiger Thonboden vor, der dem Laub- und Nadel-Holz, den Wurzelgewächsen und meist auch dem Getreidebau mehr oder minder zuträglich ist. Dasselbe gilt von jenem der Gehänge, welche meist einen rothen Thonboden, aus der Verwitterung des Keupermergels hervorgegangen, oder leichten Sandboden haben. In der Thalsohle herrscht ein lockerer, humusreicher, sandigthoniger Boden, welcher den Graswuchs, auf den Anhöhen auch den Weinbau sehr begünstigt. Die meist in der Tiefe gelagerten Geschiebe und einzelnen Lehmanspülungen,


  1. Der Schönbühl, eine den Markungen von Beutelsbach, Geradstetten und Grunbach angehörige, von Osten nach Westen lang gestreckte Höhe, die oben eine große Fläche hat, nach Süden mit dem Schurwald zusammemhängt und auf der östlichen Seite von einem 1/4 Stunde langen Querthälchen begrenzt ist. Der Schönbühl wurde erst um 1790 zur Cultur gebracht und mit Obstbäumen besetzt; er wird mit Kartoffeln, Halmfrüchten, Reps, Ackerbohnen und seit 1825 mit Hopfen angepflanzt. Wegen der malerischen Aussicht ist auf der Höhe in neuerer Zeit eine hübsche Anlage von Waldbäumen, die sich zu schattigen Wegen und Lauben gruppiren, geschaffen worden, wohin in der besseren Jahreszeit hin und wieder Ausflüge von den Remsthalbewohnern gemacht werden.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)