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Die Landwirthschaft ist unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe im Fortschreiten begriffen; es befinden sich drei Dreschmaschinen und mehrere Futterschneidmaschinen in der Gemeinde. Auf die Düngungsmittel, an denen Mangel ist, wird viele Sorgfalt verwendet und außer den gewöhnlichen kommt noch Gips, Asche, Potasche und sehr häufig kalkhaltiger Straßenkoth, der mühsam vom Thal hinauf geführt wird, in Anwendung. Man baut vorzugsweise Haber und Roggen, weniger Dinkel und Gerste, und in der zu ein Drittheil angeblümten Brache hauptsächlich Klee und Wicken, ferner Esparsette, Kartoffeln, Flachs und Rüben; besonders gut gedeihen Haber und Wicken. Von den Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 450 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Gerste und 2500 Scheffel Haber ausgeführt werden. Der Absatz geht auf die Schranne in Aalen.

Wiesen, jedoch meist künstlich angelegt, sind ziemlich viele vorhanden, sie sind zweimähdig und ertragen ein sehr gutes Futter, das jedoch für den nöthigen Viehstand nicht hinreicht.

Fast jedes Haus hat sein eigenes Gärtchen, in dem Gemüse und Blumen gezogen werden.

Der Obstbau ist ganz unbedeutend.

Eigentliche Weiden sind nur wenige vorhanden, sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der im Sommer 2300 Stück spanische Bastarde auf der Markung laufen läßt, um die Summe von 2500 fl. jährlich verpachtet. Der Pferch wird von den weideberechtigten Bürgern abwechselnd benützt.

Die Rindviehzucht wird, soweit es das etwas spärliche Futtererzeugniß erlaubt, schwunghaft betrieben; man beschäftigt sich mit Limpurger-Race, von der drei Farren aufgestellt sind. Herbstaustrieb findet noch statt; der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Stiftungen sind keine vorhanden.

Was Überreste aus der Vorzeit betrifft, so nennen wir die römische Heerstraße von Aalen nach Bopfingen, die eine Viertelstunde nördlich vom Ort bei Simisweiler vorüberzieht. Ferner liegen 1/8 Stunde südlich vom Ort 15 altgermanische Grabhügel, von denen der Verfasser im Jahr 1832 einen öffnen ließ; man fand in der Mitte des Hügels, der aus steinfreier Erde (Lehm) bestand, eine große Urne, in die ein schwarzes, tassenartiges Gefäß eingestellt war, um die Urnen waren vier flache Teller mit kleinen Böden gesetzt; sämtliche Gefässe waren nicht gebrannt, nur getrocknet, und mit Ausnahme der schwarzen außen roth und im Bruche schwarz. Auf dem Grund des Hügels fand man Kohlen und Asche. – In einem nahe gelegenen Wäldchen liegen weitere 16 Grabhügel. Nach der Sage soll der Ort früher größer gewesen und im Schwedenkrieg fast ganz zerstört worden sein.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0450.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)