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Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und gegen 30 Schöpf- und Pumpbrunnen. Überdieß fließt der Rohrbach oder Röhrbach mitten durch das Dorf und nimmt daselbst den von Altenbürg herkommenden Maienbach auf. In der Nähe des Orts lagen zwei, nun in Wiesengrund umgewandelte Weiher; von einem derselben konnte der um das Vohenstein’sche Schloß gehende Graben mit Wasser gespeist werden; der Ort ist öfters Überschwemmungen ausgesetzt.

Durch Vicinalstraßen nach Nehermemmingen und Herdtfeldhausen ist der Ort mit der Umgegend in Verbindung gesetzt; die Entfernung bis zur nächst gelegenen Eisenbahnstation Pflaumloch beträgt 1/2 Stunde.

Die meist kräftigen, wohlgewachsenen Einwohner, deren Haupterwerbsquelle in Feldbau und Viehzucht besteht, befinden sich in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen; mit Ausnahme des Fürsten von Wallerstein, der etwa 133 Morgen zerstreut liegende Güter hier besitzt, beträgt das Grundeigenthum des vermöglichsten Ortsbürgers etwa 75 Morgen, das des sog. Mittelmannes 20–30 Morgen und das der unbemittelteren Klasse 2–4 Morgen; einzelne haben gar keinen Grundbesitz und die Gemeinde verwendet etwa 300 fl. jährlich für Armenunterstützungen. Außer den gewöhnlichen, meist den örtlichen Bedürfnissen dienenden Gewerben bestehen zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, ein Kramladen und mehrere Kleinhändler, ferner im Ort drei Mühlen, je mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Ölmühle, außerhalb des Orts die Ringlesmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und eine Ölmühle.

Die mittelgroße Markung, welche gegen Norden und Osten an das Königreich Bayern grenzt, dient zum weit größeren Theil dem Waldbau; der für den Feldbau benützte Theil hat eine ziemlich ebene, theilweise etwas hügelige Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen des Süßwasserkalks, des weißen Jura und weniger des braunen Jura besteht. Bei Altenbürg ist ein großartiger Steinbruch im Trachyt angelegt, aus dem die Steine bis nach Ulm geliefert wurden. Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig und nähern sich denen des Rieses; Hagelschlag, jedoch kein vollständiger, kommt öfters vor.

Die Landwirthschaft, welche sich in neuerer Zeit sehr gehoben hat, wird recht gut getrieben; man baut die gewöhnlichen Cerealien und an Brachgewächsen Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, weiße Rüben, Wicken, Erbsen, Linsen, viel Flachs und wenig Hanf. Von dem Getreideerzeugniß wird sehr viel auf der Schranne in Nördlingen abgesetzt. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, aber zum großen Theil in Händen auswärtiger Besitzer, daher noch Futter zugekauft werden muß, das Futter ist größtentheils sehr gut, nur einige sumpfige Stellen liefern sog. saures Futter.

Die Obstzucht beschränkt sich hauptsächlich auf die um das Ort

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0440.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)