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vier Evangelisten an den vier Enden, und zu Seiten mit Maria und Johannes. Auf der andern Glocke steht: Gegossen von Nicolaus und Johann Regenault in Dinkelsbühl 1789.

Die Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhauses hat der Staat.

Der ummauerte Friedhof liegt um die Kirche.

Das nicht besonders stattliche, 1654 von Abt Meinrad erbaute Pfarrhaus liegt in der Nähe der Kirche.

Das 1855 erbaute Schulhaus enthält im ersten Stock zwei geräumige Lehrzimmer, im zweiten die Wohnung des Schulmeisters. Im Jahre 1855 wurde das frühere Schulhaus zum Rathhaus eingerichtet.

Sehr gutes Trinkwasser liefern ein laufender, vier Pump- und acht Schöpfbrunnen; in Ober-Riffingen tritt dagegen öfters Wassermangel ein und das Wasser muß dann aus dem Riedwasen, oder aus dem Vogelbrunnen im Staatswald gleichen Namens geholt werden; dieser, mehr eine Quelle als ein Brunnen, liefert ein vortreffliches Wasser. Zu dem laufenden Brunnen im Ort wird das Wasser in hölzernen Deicheln hergeleitet. In Unter- wie in Ober-Riffingen besteht eine Wette. Ein unbedeutendes Bächlein, das sich bald wieder unter dem Boden verliert und überdieß häufig versiegt, beginnt im Ort.

Die Staatsstraße von Neresheim nach Bopfingen und die Vicinalstraße von Aufhausen nach Dorfmerkingen berühren die Markung; letztere geht durch Ober-Riffingen.

Die Haupterwerbsquellen der sehr geordneten und sparsamen Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe dienen meist nur dem örtlichen Bedarf, bloß die am stärksten vertretenen Maurer und Steinhauer arbeiten auch auswärts.

In Unter-, wie in Ober-Riffingen bestehen je eine Wirthschaft mit Bierbrauerei, in Unter-Riffingen überdieß zwei Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse sind gut zu nennen; der begütertste Bürger besitzt 110, der Mittelmann 30–40, die ärmere Klasse 6–20 Morgen Feld.

Die nicht große, etwas hügelige Markung, von der überdieß ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat einen mittelfruchtbaren, steinigen, nicht tiefgründigen Boden, der meist aus den Zersetzungsprodukten des weißen Jura besteht und in nassen Jahrgängen ergiebiger ist als in trockenen.

Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Herdtfeld, ziemlich rauh und feinere Gewächse, wie z. B. Gurken, gedeihen nur in guten Jahrgängen. Hagelschlag kommt selten vor.

Steinbrüche sind keine vorhanden, dagegen finden sich hinreichend los herum liegende weiße Juratrümmer, die zu Straßenmaterial und Riegelgemäuer verwendet werden. Bohnerzgruben befinden sich im Badersbauernhau und in der Nähe von Ober-Riffingen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0434.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)