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Die an der Südseite des Dorfes stehende, dem heil. Georg geweihte Kirche wurde im Jahre 1781 vom Großzehentherr des Ortes, von dem Fürsten Anselm von Thurn und Taxis, erbaut. Ein hübsches Portal mit der Jahreszahl 1781 führt in das schöne, in edlem und sehr reichem Rococostil gehaltene Innere. Prachtvolle Stuckaturen umrahmen die großen und trefflichen Fresken der Decken; im Schiff sieht man das Abendmahl (mit der Unterschrift J. Auber Pingxit), und im Chor herrliche Engel, um das Allerheiligste schwebend; rings um die großen Fresken gruppiren sich sehr tüchtige kleinere, grau in grau gemalte. Auch die Wände sind mit schönen Stuckaturen geschmückt und durch zierliche jonische Doppelpilaster belebt; ebenso ruhen die Emporen auf jonischen Säulen. Über dem Triumphbogen erblickt man das Thurn- und Taxis’sche Wappen. Ferner enthält die Kirche drei große Zopfaltäre, eine kleine sehr hübsche Zopforgel und ein auffallend schönes, wenn auch etwas nachgedunkeltes Ölbild italienischer Schule, den h. Sebastian. Von den vier Glocken auf dem Thurm sind drei von Konrad Zoller in Biberach 1868 gegossen, auf der vierten steht: Wolfgang neidhardt in alen goss mich 1593. Die Unterhaltung der Kirche ging gegen eine Abfindungssumme von 1509 fl. 53 kr. an die Gemeinde über. Der Friedhof geht um die Kirche.

Das 1746 erbaute, ganz nahe der Kirche etwas winterlich gelegene Pfarrhaus ist vom Staat zu unterhalten.

Das 1833 angekaufte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Rathhaus besteht keines, die Gemeinde hat ein Rathszimmer gemiethet.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 3 Pump- und 3 Schöpfbrunnen; nur in ganz trockenen Jahrgängen wird Wasser für das Vieh aus dem eine Viertelstunde nördlich vom Ort gelegenen, bedeutend kalkhaltigen Karlsbrunnen geholt; ferner ist ganz nahe beim Ort eine starke laufende Quelle. Zwei Wetten sind vorhanden.

Vicinalstraßen führen von hier nach Dischingen, Ballmertshofen und auf die Straße von Eglingen nach Demmingen.

Zwei Brückchen und ein Steg bestehen und werden von der Gemeinde unterhalten.

Die Haupterwerbsmittel der sehr geordneten und fleißigen Einwohner sind Feldbau und Viehzucht. Von den wenigen Gewerbtreibenden finden Maurer und Zimmerleute auch Arbeit in der Umgegend.

Eine Ziegelei und zwei Schenkwirthschaften (eine davon in Taxis) bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind sehr befriedigend, der begütertste Bürger besitzt 164, der Mittelmann 50, und die ärmere Klasse 6 Morgen Feld.

Auf angrenzenden Markungen liegen einige Morgen Äcker und Wiesen, die hiesigen Bürgern gehören.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0428.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)