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Grafen von Oettingen gefunden, sie waren aber auch im direkten Besitz von allerlei Gütern und kauften, verkauften und verliehen solche manchfach, z. B. 1506 die Badstube; zur Burg Flochberg gehörten auch Gefälle zu Trochtelfingen.

Auch an geistlichen Besitzungen fehlte es nicht. Der Kleinerdlinger Joh. Kommende verkaufte Frau Gut, des Gußregens Tochter, (deren Schwester Elsbet des Waiblingers Weib war) 1307–08 Güter; der deutsche Orden hatte Gülten zu beziehen. Dem Kloster Ellwangen trugen die Oettinger Grafen 1354 die Kappel- und Stegmühle zu Lehen auf. An das Kloster Heilsbronn verkaufte Kraft von Zipplingen seinen Hof, 1/2 Lehen, 6 Selden und eine Holzmark zu Tr. 1365. Das Kloster Neresheim hatte Besitzungen, welche zum Theil an den Spital zu Nördlingen vertauscht wurden 1576; der Rest wurde 1764 an Oettingen abgetreten. Auch die Kl. Zimmern und Christgarten machten zu Tr. Erwerbungen, welche durch die Reformation an Oettingen kamen. Das Kl. Kaisersheim kaufte 1391 einen Hof, Selde und Wald von Johann von Emershofen, Domherrn zu Augsburg, eine weitere Selde u. a. kaufte es 1424 von Stefan von Emershofen und 1493 Wiesen vom Pfarrer zu Tr. Die zahlreichsten Erwerbungen hat das nahe Kl. Kirchheim gemacht, namentlich indem es verschiedenen Nördlinger und Bopfinger Bürgern ihre Güterstücke auf Trochtelfinger Markung abkaufte.

Die Hauptbesitzer waren allmählig die Herren Grafen von Oettingen geworden, aber ihre Unterthanen gehörten verschiedenen Linien; die Nördlinger Güter waren nach und nach erworben nicht bloß von den Herren von Ellrichshausen und Goltstein (s. oben), sondern auch in einzelnen Käufen von den Herren von Horkheim, von Hausen, Schletz, Stolch u. s. w.; ein paar Selden gehörten Bopfingen. Jede Herrschaft hatte die niedere Gerichtsbarkeit über die Häuser ihrer Unterthanen, die hohe Obrigkeit und Jurisdiction samt dem Kirchweihschutz und Abrügung der Frevel auf den Gassen und zu Feld übte Oettingen und die verschiedenen gerichtlichen Linien hatten zu Tr., wohin das Amt Flochberg verlegt worden war, einen gemeinschaftlichen Landvogt. Das Nördlinger Spital hält für seine Unterthanen in der Umgegend ein besonderes Gericht zu Tr., welches aber allmählig in Abgang kam. Von den früher ritterschaftlich gewesenen Gütern mußte Nördlingen mehrfach die Steuer an den Kanton Kocher abliefern.

Wenn sich Trochtelfingen ein Freidorf zu nennen beliebte, so steckt darin sehr wenig Wahrheit, denn es war kein Reichsdorf, war nicht auch nur im Selbstbesitz der niedern Gerichtsbarkeit und Verwaltung. Lediglich durch die Vielheit der Grundherrschaften entstanden so viele Kollisionen, daß der endliche Ausweg war, die Gemeinde selbst allerlei strittige Rechte ausüben zu lassen im gemeinschaftlichen Auftrag der Grundherren. Diese bestellten die sog. Sechser und unter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0425.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)